Berlin (epd). Zum ersten Jahrestag des Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober 2023 durch die radikalislamische Hamas haben zahlreiche Persönlichkeiten an die Opfer erinnert und Solidarität mit dem Staat Israel sowie Jüdinnen und Juden in Deutschland bekundet. In diesem Sinne äußerten sich am Sonntag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seinem Video-Podcast, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in der „Bild am Sonntag“ und Papst Franziskus beim sonntäglichen Angelus-Gebet.
Baerbock machte die islamistischen Milizen Hamas und Hisbollah sowie den Iran als Aggressoren verantwortlich und versicherte, Israel habe das Recht, sich gegen Gewalt und Terror zu verteidigen. Sie erinnerte ebenso wie Papst Franziskus an die vor einem Jahr verschleppten Geiseln. Franziskus forderte ihre „sofortige Freilassung“ und ein Ende der „Spirale der Rache“.
Die Hamas hatte Anfang Oktober vergangenen Jahres Israel angegriffen, etwa 1.200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln genommen. Israels Armee reagierte mit einem massiven Beschuss des Gaza-Streifens und riegelte das Gebiet ab, das die Hamas beherrscht. Die Hamas und israelischen Truppen lieferten sich Bodenkämpfe. Im Gaza-Streifen kamen Tausende Menschen ums Leben. Nach Raketenangriffen aus dem Iran haben sich die Spannungen zwischen dem dortigen Regime, das als Schutzmacht der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz gilt, und Israel verschärft. Jüngst hatte Israel seine militärischen Aktionen auch auf den Libanon ausgedehnt.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem „verfestigten Judenhass“ hierzulande. „Die Jubelszenen auf deutschen Straßen nach dem Raketenangriff des Iran auf Israel sowie die Aufrufe zu offenen Israel-Hass-Protesten rund um den Jahrestag des Hamas-Terrors vom 7. Oktober sind ein neuer Tiefpunkt der Menschlichkeit“, sagte Schuster dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Sonntag). „Wer angesichts des Jahrestags dieses grausamen Anschlages nicht in der Lage ist, wenigstens ein Stück Empathie für Jüdinnen und Juden, für die Menschen Israels, zu empfinden, der wird es nie tun“, betonte der Zentralratspräsident.
Auch die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, prangerte die Relativierung des brutalen Angriffs vom 7. Oktober 2023 an. Sehr schnell habe es danach die Wendung „Das Massaker war grausam, aber...“ gegeben - das habe sie „nachhaltig gestört“. Die Hamburger Bischöfin plädierte für eine Haltung, die „Ja, und gleichzeitig...“ statt „Ja, aber...“ sage: „Wir stehen zugleich an der Seite der Menschen in Israel, die auf die Befreiung der Geiseln hoffen, und an der Seite derer, die hier im Land mit zunehmenden antisemitischen Übergriffen konfrontiert sind“, sagte Fehrs. „Und gleichzeitig steht uns das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung vor Augen.“
Scholz forderte im Videoformat „Kanzler kompakt“ einen Waffenstillstand und eine Zwei-Staaten-Lösung zur Befriedung des Nahen Ostens. Gleichzeitig räumte er mit Blick auf die militärische Auseinandersetzung in der Region ein: „An diesem ersten Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel scheinen Frieden oder gar Aussöhnung in Nahost so fern wie nie.“ Der Regierungschef sprach von der „Gefahr eines Großkonflikts in der ganzen Region“. Eine weitere Eskalation zu verhindern, sei in den zurückliegenden Tagen „nicht einfacher geworden“. „Deshalb bemühen wir uns gemeinsam darum, dass im Nahen Osten ein solcher Flächenbrand nicht ausbricht“, erklärte Scholz.