Potsdam (epd). Im historischen Campanile der Friedenskirche im Potsdamer Park Sanssouci läuten wieder die Glocken. Der Abschluss der rund vier Millionen Euro teuren Sanierung des zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Denkmals wurde am Freitag gefeiert. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), die aus Potsdam stammt und Spendenbotschafterin für das Bauprojekt war, betonte, der fast 175 Jahre alte Glockenturm sei in seiner Substanz gefährdet gewesen. Mit der Instandsetzung sei ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft geleistet worden, sagte sie bei der Feier in Potsdam: „Dieser Ort ist ein besonderer Ort.“
Geywitz sprach sich zugleich für neue Investitionsprogramme zum Erhalt des historischen Erbes der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten aus, zu dem die Friedenskirche gehört. Sinnvoll wäre ein weiteres Sonderinvestitionsprogramm für die Schlösser und ein zusätzliches Programm für die vom Klimawandel bedrohten Gärten der Stiftung, sagte sie. Derzeit läuft noch bis 2030 das zweite Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin für die Denkmäler der Stiftung. Damit stehen zusätzliche Mittel in Höhe von rund 400 Millionen Euro zur Verfügung.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte, mit der Sanierung des Glockenturms seien auch Fehler früherer Instandsetzungen korrigiert worden. Die Arbeiten seien nötig gewesen, um zu verhindern, dass aus dem Campanile „der schiefe Turm von Potsdam“ wird. Bemerkenswert sei zugleich, dass der Turm gänzlich ohne Steuermittel saniert worden sei. Zu den Spendern gehören unter anderem der TV-Moderator Günther Jauch und dessen Frau sowie die Hermann-Reemtsma-Stiftung.
Der 1850 errichtete Campanile ist rund 42 Meter hoch. Die Instandsetzungsarbeiten hatten im Februar 2022 begonnen und wurden nach Angaben der Schlösserstiftung ausschließlich durch Spenden finanziert. Im März war bereits ein neues, rund dreieinhalb Meter hohes Turmkreuz auf das Bauwerk gesetzt worden. Vor einigen Jahren waren die Dächer über den Seitenschiffen der Friedenskirche und das 1835 in Italien erworbene venezianische Apsismosaik aus dem frühen 13. Jahrhundert im Chorraum für rund eine Million Euro restauriert worden.
Frank Karalus von der Bauabteilung der Schlösserstiftung sagte, am Ensemble der Friedenskirche von Sanssouci müsse nun noch die Fassade des sogenannten Marlyschlosses saniert werden. Kosten und Sanierungsbeginn seien noch offen. Das Marlyschloss mit seinen Säulengängen ist auch als Kreuzgang der Friedenskirche bekannt. Fassadenschäden sind dort bereits deutlich erkennbar, zum Teil fehlt großflächig der Putz.
Die preußische Schlösserstiftung ist Eigentümerin der von 1845 bis 1848 errichteten Friedenskirche, die zum Teil in einem seinerzeit künstlich angelegten Teich steht. Das nach Plänen des Hofarchitekten Ludwig Persius (1803-1845) gebaute Gotteshaus wird von der evangelischen Kirche genutzt. Architektonische Vorlage für die Kirche war ein idealisierter Kupferstich der Basilika San Clemente in Rom. Der Glockenturm wurde nach dem Vorbild des romanischen Campanile der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom entworfen.