Landesbischöfin: Kulturwandel notwendig

Kristina Kühnbaum-Schmidt
epd-bild/Heike Lyding
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt setzt sich für mehr Mitgefühl ein.
Konsequenz aus ForuM-Studie
Landesbischöfin: Kulturwandel notwendig
In ihrem Bericht auf der Landessynode hat Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in der Nordkirche einen Kulturwandel gefordert und mahnt, die Menschenwürde zu schützen. Sie betont die Trennung von Asyl- und Extremismusdebatten und ruft zu mehr Mitgefühl auf.

Zu Beginn des zweiten Sitzungstages der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) betont Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt mit Blick auf die Ergebnisse der ForuM-Studie die Notwendigkeit eines Kulturwandels in der Kirche und machte den Synodalen zugleich Mut.

In Zeiten, da Menschen von der Fülle an schlechten Nachrichten überfordert seien, wachse die Sehnsucht nach Zuversicht und Hoffnung, betont die leitende Geistliche der Nordkirche in ihrem Bericht, den sie unter das Bibelwort stellte "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!" (Jes 52,7)  

Die Landesbischöfin wendet sich an alle, die in der Nordkirche hoch engagiert, verlässlich über viele Jahre und Jahrzehnte in verschiedener Form Verantwortung tragen. "Sie alle würden wohl derzeit eher zurückhaltend von guten Zeiten für die Kirche sprechen", räumt sie ein. 

"Unantastbare Würde jedes Menschen schützen"

"Für unseren christlichen Glauben ist es zentral, im Antlitz jeder Person ein Geschöpf Gottes zu sehen. Ausnahmslos alle Menschen sind Geschöpfe und Bilder Gottes, denen das Leben als unverfügbare Gabe von Gott geschenkt ist. Das gilt es mit Wort und Tat zu bezeugen, um die unverletzliche und unantastbare Würde jedes Menschen zu schützen und zu behüten - in Gottes Namen", so die leitende Geistliche. 

Im Antlitz jeder Person ein Geschöpf Gottes zu sehen, gelte in diesen Tagen besonders im Blick auf die derzeit geführte Debatte um Migration und Asyl, mahnt die Landesbischöfin, die als Vizepräsidentin des Lutherischen Weltbundes auch international Verantwortung wahrnimmt. Wer Gewalt ausübe oder plane, müsse verfolgt und bestraft werden, das sei selbstverständlich, sagt sie. Allerdings müsse man Terror- und Extremismusbekämpfung von Asyldebatte trennen. 

"ForuM-Studie stößt Kulturwandel an"

Die Veröffentlichung der Ergebnisse der ForumM-Studie im Januar 2024 habe in der Nordkirche zu einer intensiven Befassung mit den Themen Sexualität, Gewalt, Macht und Geschlecht und deren kritischer theologischer Reflexion geführt, erklärt sie und führt weiter aus: "Als Landesbischöfin halte ich es in diesem Zusammenhang außerdem für wichtig, dass wir uns immer wieder mit offenen und verdeckten Machtstrukturen in unserer Kirche auseinandersetzen." Der im Zusammenhang mit der ForuM-Studie so berechtigt wie oft angesprochene nötige Kulturwandel werde die Nordkirche weiterhin und kontinuierlich beschäftigen und von allen gemeinsam verantwortet und gestaltet werden müssen. 

"Als Kirche sind wir an der Seite von Menschen, die Krankheit, Krisen und Tod erleben oder durchleben. Seelsorgende spüren und erleben mit, wenn für andere eine Welt zusammenbricht. Sie unterstützen, halten mit aus und unterstützen dann dabei, vorsichtig, suchend, fragend, eine zusammengebrochene Welt wieder neu zu erschaffen, ihre einzelnen Stücke wieder zusammensetzen, das Leben neu zu erschaffen."

Die Landesbischöfin ließ in ihrem Bericht die gemeinsame Besuchsreise mit der Präses der Landessynode, Ulrike Hillmann, durch die Kirchenkreise und Hauptbereiche Revue passieren, erinnerte an ökumenische Besuche und Begegnungen unter anderem mit Papst Franziskus. Sie schließt ihren Bericht mit einem Appell. "Wir haben nicht nur eine, wir haben die gute Nachricht weiterzusagen. Wir haben Gutes zu verkünden. Frieden anzusagen und Rettung. Wir haben zu sagen, dass diese Welt gerettet ist, weil Gott sie liebevoll nicht aus seinen Augen lässt", bestärkt Kristina Kühnbaum-Schmidt die Zuhörenden.