Menschenrechtler kritisieren Beschuss von Zivilisten im Kongo

Menschenrechtler kritisieren Beschuss von Zivilisten im Kongo

Nairobi (epd). Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) wirft der Rebellengruppe M23 sowie den Streitkräften Ruandas Angriffe auf Zivilisten im Osten der Demokratischen Republik Kongo vor. Vertriebenenlager und dicht besiedelte Gegenden nahe der Regionalhauptstadt Goma seien wahllos beschossen worden, erklärte HRW am Donnerstag in Nairobi. Die von Ruanda unterstützte M23-Miliz hatte im Jahr 2021 eine Offensive gestartet und hat mittlerweile große Teile der Region Nord-Kivu unter ihre Kontrolle gebracht.

In einem Bericht kritisierte „Human Rights Watch“ auch die kongolesische Armee. Diese habe das Risiko solcher Angriffe erhöht, indem sie Artillerie nahe der Camps stationiert habe. Die Menschenrechtsorganisation warf zudem den Konfliktparteien vor, wiederholt in die Lager eingedrungen zu sein. Bewohnerinnen und Bewohner seien getötet und vergewaltigt worden.

Im Osten des Kongo kämpfen Dutzende bewaffnete Milizen und die Armee seit Jahren um die Kontrolle über Gebiete und den Zugang zu wertvollen Mineralien. Die 2012 gegründete M23-Miliz wird UN-Berichten zufolge von Ruanda unterstützt. Wegen des Konflikts haben derzeit laut HRW mehr als eine halbe Million Menschen rund um Goma Zuflucht gesucht.

„Human Rights Watch“ dokumentiert in dem Bericht mindestens fünf Bombenangriffe auf dicht besiedelte Gebiete rund um Goma seit Januar 2024. Bei dem schwerwiegendsten Angriff im Mai wurden demnach 15 Kinder und zwei Erwachsene getötet. Die Menschenrechtler haben für ihre Untersuchung nach eigenen Angaben mit 65 Zeugen der Gewalt in Nord-Kivu gesprochen sowie mit 31 Expertinnen und Experten. Dazu wurde Foto- und Videomaterial ausgewertet.

Am Donnerstag sollte in der tansanischen Stadt Arusha vor dem Ostafrikanischen Gerichtshof ein Prozess im Zusammenhang mit dem Konflikt beginnen. Die kongolesische Regierung wirft Ruanda vor, die nationale Souveränität des Landes verletzt zu haben. Ruanda hatte die Vorwürfe lange abgestritten. Zuletzt schätzten UN-Experten, dass zwischen 3.000 und 4.000 ruandische Soldaten im von M23 kontrollierten Gebiet stationiert sind.