Santiago de Chile, La Paz (epd). In Bolivien spitzt sich der Machtkampf zwischen dem ehemaligen Staatschef Evo Morales und dem aktuellen Präsidenten Luis Arce zu. Nach einem Aufruf von Morales demonstrierten am Montag (Ortszeit) laut Medien Tausende Menschen gegen die Regierung. Wie die Zeitung „La Razón“ berichtete, stellte Morales dem amtierenden Präsidenten ein Ultimatum von 24 Stunden, um mehrere Minister auszuwechseln, die er als korrupt und faschistisch bezeichnete. Andernfalls würden die Proteste weitergehen.
Die Demonstration in der Verwaltungshauptstadt La Paz war der Höhepunkt eines einwöchigen Protestzuges, der vergangenen Montag in der Bergbaustadt Oruro gestartet war. Bereits am Sonntag kam es in El Alto zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Regierungspartei „Movimiento al Socialismo“, der sowohl Arce als auch Morales angehören. Aus Angst vor weiterer Gewalt stellte das Bildungsministerium für Montag und Dienstag in den Schulen von La Paz und El Alto auf Online-Unterricht um. Verschiedene Politiker riefen zum Dialog auf.
Bolivien befindet sich in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Nach mehreren Jahrzehnten des Aufschwungs stagniert die Wirtschaft und dem Staat geht das Geld aus. Ex-Präsident Morales nutzt die Situation, um der aktuellen Regierung Misswirtschaft vorzuwerfen. Arce war allerdings fast über die gesamte Amtszeit von Morales Finanz- und Wirtschaftsminister des südamerikanischen Landes.
Die Regierungspartei „Movimiento al Socialismo“ ist aufgrund des parteiinternen Machtkampfs zwischen Morales und Arce in zwei Fraktionen gespalten. Beide Politiker wollen bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2025 antreten. Morales Kandidatur, der von 2006 bis 2019 regierte, ist umstritten, da die Verfassung eigentlich keine nochmalige Wiederwahl für ihn erlaubt.