Hannover (epd). Bei Anti-AfD-Protesten am Freitagabend in Hannover sind Polizisten angegriffen und leicht verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Beamten in 21 Fällen durch Schläge und Tritte sowie Flaschen- und Steinwürfe attackiert. Sie seien jedoch weiter dienstfähig. Anlass der Proteste war eine Veranstaltung des AfD-Kreisverbands Hannover im Stadtteilzentrum Hannover-Ricklingen.
An der Veranstaltung, die als „Stammtisch“ beworben worden war, hatte auch der umstrittene AfD-Europaabgeordnete Maximilian Krah teilgenommen. Weitere Gastredner waren der Vorsitzende der AfD Niedersachsen, Ansgar Schledde, und der Vorsitzende der AfD Nordrhein-Westfalen, Martin Vincentz.
Laut Polizei hatten bereits am Nachmittag bis zu 500 Personen in der Nähe des Zentrums gegen die Veranstaltung demonstriert. Danach hätten etwa 200 vor Ort verbliebene Demonstranten versucht, die Teilnehmer der AfD-Veranstaltung am Betreten der Räumlichkeiten zu hindern. Diese mussten den Angaben zufolge unter Polizeibegleitung in das Freizeitheim gebracht werden. Die Polizei habe mehrere Strafverfahren eingeleitet, unter anderem wegen Sachbeschädigung, Beleidigung, Verdacht des Landfriedensbruchs und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte.
Das Bündnis „Bunt statt braun“, das zu den Protesten aufgerufen hatte, distanzierte sich von den Ausschreitungen. Schon als die Ersten begonnen hätten, den Eingang des Gebäudes zu verbarrikadieren, habe man die Versammlung für beendet erklärt. „Da haben wir gemerkt: Wir können die Verantwortung nicht mehr übernehmen“, sagte Bündnis-Sprecherin Silvia Klingenburg am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Was danach passiert ist, tut mir leid. Damit haben wir nicht gerechnet.“
Der niedersächsische AfD-Chef Schledde zeigte sich am Samstag empört. „Was gestern passierte, erfüllt mich mit Entsetzen“, sagte er nach Angaben des AfD-Landesverbandes. Bei den Ausschreitungen sei unter anderem das Auto von Martin Vincentz schwer beschädigt worden. Schwere Vorwürfe richtete Schledde gegen Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Dieser habe mit seinen Äußerungen im Vorfeld der Veranstaltung die Gewalt angeheizt und seine Neutralitätspflicht verletzt.
Schledde bezog sich auf eine Stellungnahme der Stadt vom Freitag. Darin erklärte der Oberbürgermeister, dass die Stadt der AfD das Stadtteilzentrum aufgrund des sogenannten Parteienprivilegs zur Verfügung stellen müsse. Davon abzuweichen, sei rechtswidrig und hätte vor Gericht keinen Bestand. Dass ein Redner wie Krah in Räumen der Stadt sprechen könne, sei „schwer zu ertragen“, sagte Onay. Er sei „froh und dankbar, dass es in Hannover eine aktive Zivilgesellschaft und Bündnisse wie zum Beispiel 'Bunt statt braun' gibt, die regelmäßig klar eine Gegenposition zu rechtsextremen Haltungen beziehen“.