Berlin (epd). Weniger als ein Viertel der Beschäftigten im deutschen Einzelhandel wird nach Tarifvertrag bezahlt. Der Anteil der Mitarbeitenden in tarifgebundenen Unternehmen im Einzelhandel sei 2023 auf 22,9 Prozent gesunken, berichtet die „Rheinische Post“ (Montag) mit Verweis auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken.
2014 habe der Anteil der Tarifbeschäftigten noch bei 38,2 Prozent gelegen, erklärte das Ministerium laut der Zeitung mit Verweis auf Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Beschäftigte in Unternehmen ohne Tarifbindung verdienten im Schnitt 3.867 Euro und damit rund 500 Euro brutto weniger als die nach Tarif bezahlten Kolleginnen und Kollegen (4.379 Euro).
Die Linken-Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl kritisierte, die Tarifbindung in der Branche befinde sich „im Sturzflug“ und die Bundesregierung gehe nicht genügend dagegen vor. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, die zu Corona-Zeiten noch als systemrelevant bezeichnet wurden“, sagte sie.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte vergangene Woche einen Referentenentwurf für ein Tariftreuegesetz vorgelegt. Künftig sollen demnach nur noch Unternehmen Aufträge und Konzessionen vom Bund erhalten, die sich verbindlich an die Bedingungen des in der Branche gültigen Tarifvertrags halten.