EKD und Freikirchen bekräftigen Predigtgemeinschaft

Aufgeschlagenen Bibel zur Predit in einer Kirche
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Die EKD und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen unterzeichnen am Sonntag eine Erklärung zur Predigtgemeinschaft.
Ökumenische Gastfreundschaft
EKD und Freikirchen bekräftigen Predigtgemeinschaft
Die EKD und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) unterzeichnen am Sonntag, 15. September, in Berlin eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich zu einer Predigtgemeinschaft bekennen. Ein historischer Moment, der mit einem Gottesdienst gefeiert wird.

Ob auf landeskirchlicher Ebene oder in den evangelischen Freikirchen: Die Predigt spielt im Protestantismus eine zentrale Rolle. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) haben in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, den Austausch dieses zentralen Motivs stärker zu fördern und eine gemeinsame Erklärung verfasst. Bei einem Gottesdienst im Französischen Dom am Gendarmenmarkt in Berlin werden die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Kirsten Fehrs, und der Präsident der VEF, Marc Brenner, das Dokument unterzeichnen. 

Zu den Entwickler:innen dieses Papiers zur Predigtgemeinschaft gehört Lothar Triebel, Pfarrer der EKHN und Freikirchenreferent im Konfessionskundlichen Institut Bensheim. Im Gespräch mit evangelisch.de erklärt er, dass es diese Zusammenarbeit und den Austausch in beiden Verbünden schon seit vielen Jahren gebe. "Die VEF und die EKD arbeiten bereits seit Jahren an vielen Stellen eng zusammen", sagt er. Mit der gemeinsamen Erklärung wolle man diese Schnittstellen nach sichtbar machen. Triebel: "Auch an der Basis gibt es viel Zusammenarbeit von landes- und freikirchlichen Gemeinden, nicht selten auch schon Predigtgemeinschaft. Es schien jetzt an der Zeit, offiziell von Seiten der Kirchenleitungen zu erklären, dass solche Praxis gewünscht ist. Man möchte es sogar noch fördern und dazu freundlich ermutigen, es auch dort zu machen, wo es eine solche Übung bisher noch nicht gibt."

Lothar Triebel ist Pfarrer in der EKHN und Freikirchenreferent im Konfessionskundlichen Institut Bensheim.

Und zwar an einer signifikanten Stelle, so Triebel, denn die Predigt sei nach protestantischem Verständnis einer der Hauptpunkte, wo sich Kirche und Verkündigung ereigneten. Die offizielle Feststellung dieser Predigtgemeinschaft sei ein wichtiges Zeichen, sagt Triebel. Es zeige, "dass man theologisch nah beieinander und kompatibel ist." EKD und VEF trügen diese Botschaft aber nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. "Man sagt damit 'Liebe Einzelkirchen, liebe Gemeindebünde, und liebe Gemeinden, falls Ihr das noch nicht macht, überlegt doch mal, ob das nicht was für Euch wäre. Und wenn Ihr es schon so macht - vielen Dank dafür. Wir sind bei Euch'", erläutert der Pfarrer.

Triebel bezeichnet diese Predigtgemeinschaft als "ökumenische Gastfreundschaft". Und zu dieser gehöre, dass die Hausregeln der jeweiligen Gastgebenden respektiert würden. Das beginne etwa damit, dass der gemeinsame Gottesdienst nicht als "Kanzeltausch" bezeichnet werde. "In den meisten freikirchlichen Gemeinden gibt es keine Kanzel", so Triebel, und daher sei der Begriff nicht angemessen.

Weiter sollten Predigende Rücksicht auf die Unterschiede der jeweiligen Gemeinde nehmen: "Wenn ich in einer baptistischen Gemeinde predige, werde ich nicht das Hohelied der Kleinkindertaufe singen. Und umgekehrt erwarte ich von meiner mennonitischen Kollegin, dass sie in meiner Gemeinde nicht sagt: 'Gläubigentaufe ist das Einzige, was biblisch begründbar ist'." Das sei eine Frage von Respekt, sagt Triebel.

Das gegenseitige Verständnis mache auch bei Stilfragen keine Ausnahme, erklärt der Theologe. In freikirchlichen Gemeinden finde sich etwa selten eine Orgel. Stattdessen spiele häufig eine Band. Und auch bei der Kleidung gebe es Unterschiede: "In manchen pfingstkirchlichen Gemeinden gibt es einen deutlich anderen Kleidungsstil als in landeskirchlichen Gemeinden. Der kann extrem Lifestyle-mäßig sein", so Triebel und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Wenn ich bei denen mit schwarzem Anzug und Krawatte auftauchen würde zum Predigen, wäre ich wahrscheinlich nicht so gut beraten - und umgekehrt, wenn der Kollege bei mir nicht mit Löchern in den Jeans vor den Altar tritt, ist das vermutlich auch förderlich, seine Botschaft rüberzubringen."

Der Gottesdienst zur feierlichen Unterzeichnung findet am Sonntag, 15. September, um 11 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt 5, statt. Die Predigt hält Konstantin von Abendroth, Beauftragter der VEF am Sitz der Bundesregierung.