Bischof Bätzing: Polarisierung darf nicht weiter zunehmen

Bischof Bätzing: Polarisierung darf nicht weiter zunehmen

Berlin (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat vor einer weiteren Polarisierung der Gesellschaft gewarnt. „In diesen Tagen treibt uns besonders die Sorge um die Demokratie um, und wir sind noch immer bestürzt über den schrecklichen Terroranschlag von Solingen“, sagte der Limburger Bischof am Dienstagabend laut Redemanuskript auf dem St. Michael-Jahresempfang seiner Kirche in Berlin: „Zum Wohl unserer Gesellschaft werden wir sorgsam darauf achten müssen, dass wir uns bei der Suche nach Lösungen nicht gegeneinander aufwiegeln lassen.“

Bätzing äußerte sich auch zu aktuellen ethischen Debatten zum Lebensschutz: „Vorhaben, diesen Lebensschutz abzustufen - und etwa dem Menschen ein vollwertiges Lebensrecht nicht von Beginn an, sondern später oder sogar erst ab der Geburt zuzusprechen, erfüllen uns mit großer Sorge.“ Dazu zählten auch Versuche zur Lockerung des Embryonenschutzes und die Frage des assistierten Suizids. Er sehe die Komplexität dieser Themen und plädiere nicht für einfache Lösungen. Aber er bitte darum, den „Schutzanspruch des Menschen am Anfang und am Ende seines Lebens gegenüber anderen Rechtsgütern nicht geringer zu gewichten.“

Über die aktuelle Situation in der Ukraine sprach der Großerzbischof von Kiew, Sviatoslav Shevchuk, der zugleich das Oberhaupt der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche ist: „Wir haben eine Aufgabe, die wir gemeinsam zu Ende bringen müssen. Hitlers und Stalins Völkermorde dürfen sich nicht wiederholen“, sagte er nach einem vorab verbreiteten Redetext.

Shevchuk erinnerte an den Krieg, der bereits vor zehn Jahren mit der Annexion der Krim begonnen hatte: „Im jetzigen Stadium hat sich der Krieg in einen Marathon verwandelt, bei dem die Ukrainerinnen und Ukrainer permanent im Sprinttempo laufen müssen, um in diesem Todesrennen nicht geschlagen zu werden. Ich bitte Sie, mit uns zu laufen - schnell, standhaft und furchtlos.“

Der Großerzbischof warnte zugleich vor der weiteren Zerstörung von Kirchen. „Sollte es Putin gelingen, die gesamte Ukraine zu besetzen, werden alle ukrainischen Kirchen ausradiert.“ Seine Kirche sei in den besetzten Teilen der Ukraine bereits verboten worden, so Shevchuk. „Fast alle unsere Pfarreien wurden zerstört, Kirchen und Klöster wurden konfisziert und deren Eigentum wurde beschlagnahmt.“