Kirche trauert um Schorlemmer

Theologe Friedrich Schorlemmer mit einem DDR Sticker "Schwerter zu Pflugscharen"
epd-bild/Steffen Schellhorn
Der Kirchentag und andere Kirchenvertreter trauern um den Theologen Friedrich Schorlemmer.
Tod von DDR-Friedensaktivist
Kirche trauert um Schorlemmer
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat den am Montag gestorbenen Theologen Friedrich Schorlemmer als "streitbaren Mahner für Frieden und Gerechtigkeit" gewürdigt.

Er sei nicht nur als prominentes Mitglied der Opposition in der DDR gewesen, sondern zeit seines Lebens ein Mensch, der seine Verantwortung als Christ immer auch mit politischem Denken und Handeln wahrgenommen habe, erklärt die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs. Als Prediger und Bürgerrechtler sei Schorlemmer stets ein "homo politicus" gewesen, dessen segensreiches Wirken weit über die Lutherstadt Wittenberg hinaus ging, heißt es im Kondolenzschreiben von Fehrs. Dabei habe er seinen Einsatz immer auf seinen christlichen Glauben gegründet.

Fehrs erinnert an den symbolischen Hammerschlag im Lutherjahr 1983, der ein Schwert zur Pflugschar schmiedete: "Dieser symbolische Ruf hat auch in einer veränderten komplexen Weltlage nichts von seiner Bedeutung verloren und erinnert uns daran, dass Friede am Ende nicht durch Waffen geschaffen werden kann." Schorlemmer sei immer ein wachsamer Streiter gewesen, auch dort, wo er kritisch auf die eigene Kirche geschaut habe.

 "Heute trauern wir beim Kirchentag gemeinsam mit vielen Christinnen, Engagierten und Aktivisten. Friedrich Schorlemmer gehörte zu den Menschen, deren Bekanntschaft Spuren hinterlässt", erklärt die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Anja Siegesmund. Er sei ein herausragender Denker, Mahner und Mutmacher für alle gewesen, die etwas bewegen wollten – respektiert auch von vielen, die anderer Meinung waren.

"Unser großer Dank gilt seinem herausragenden Engagement insbesondere für die Kirchentage in der DDR. Gott empfängt heute einen streitbaren und geliebten Menschen, dem wir nach einem kämpferischen Leben Ruhe und Frieden wünschen." Während der Feier des 75. Jubiläums des Kirchentages vom 19. bis 21. September in Greifswald wird seine herausragende Bedeutung nochmals gewürdigt werden.

Eine klare und streitbare Stimme für Frieden

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, nannte Schorlemmer eine klare und streitbare Stimme für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit: "Mit Friedrich Schorlemmer verliert die mitteldeutsche Kirche einen ihrer großen Geister, der über die mitteldeutsche Kirche hinaus in ganz Deutschland eine wichtige Stimme gewesen ist. 

Sein langjähriger Weggefährte, der frühere Oberbürgermeister von Wittenberg, Eckhard Naumann (SPD), sagte zu Schorlemmers Tod: "Ich finde es traurig, dass eine Stimme, die den Osten erklären könnte, jetzt nicht mehr erhoben werden kann." Seine christliche Überzeugung sei seine Orientierung gewesen. Zudem habe er die Sensibilität besessen, auf Aktuelles einzugehen und dies zugespitzt zu fokussieren.

Der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Thomas T. Müller, nannte Schorlemmer einen ebenso klugen wie findigen Leiter des Wittenberger Predigerseminars. In seiner besonderen Art habe er sowohl den DDR-Funktionären als auch der Staatssicherheit immer wieder einmal ein Schnippchen geschlagen.

Schorlemmers Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" 1983 war impulsgebend für die Friedensbewegung der DDR und somit auch Basis für die friedliche Revolution 1989. Unvergessen ist auch seine Rede auf der Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989, den er später als "Tag der Befreiung" bezeichnete. Auch nach der Wiedervereinigung war er ständiger Gast auf Kirchentagen, zuletzt im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017, und wurde von den Kirchentagsteilnehmenden als charismatischer Redner und aktives Vorbild für friedlichen, aber energischen Protest geschätzt.