Wiesbaden (epd). Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im Jahr 2023 einen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, stellten die Jugendämter bei mindestens 63.700 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest. Das waren rund 1.400 Fälle oder zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die tatsächliche Zahl liegt den Angaben zufolge wegen fehlender Meldungen einiger Jugendämter noch höher.
Damit setzt sich nach Angaben der Statistiker der langfristige Anstieg der Zahl behördlich festgestellter Kindeswohlgefährdungen fort. Die betroffenen Kinder waren bei Feststellung der Kindeswohlgefährdung im Durchschnitt 8,2 Jahre alt. In 73 Prozent der Fälle ging die Gefährdung des Kindes hauptsächlich von der Mutter oder dem Vater aus. In vier Prozent der Fälle war es ein Stiefelternteil, die neue Partnerin oder der neue Partner eines Elternteils, und in sechs Prozent eine sonstige Person.
In den meisten Fällen stellten die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung fest (58 Prozent). Bei 36 Prozent gab es Hinweise auf psychische Misshandlungen. In 27 Prozent der Fälle wurden Indizien für körperliche Misshandlungen und in 6 Prozent für sexuelle Gewalt gefunden. Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls eines Kindes droht oder bereits eingetreten ist.