Berlin, Frankfurt a.M. (epd). Die Flüchtlings-Hilfsorganisation Sea-Watch wirft Italien und Malta unterlassene Hilfeleistung vor. Es gebe „starke Gründe zur Annahme“, dass ein vom Sea-Watch-Aufklärungsflugzeug Seabird 2 im Mittelmeer entdecktes Boot in Seenot trotz Alarmierung der zuständigen Behörden in den beiden Ländern nicht rechtzeitig Hilfe erhielt und sank, teilte ein Sprecher am Donnerstagabend in Berlin mit. 21 Menschen würden vermisst.
Die Seabird 2 habe das in Seenot geratene Boot am 2. September 26 Seemeilen vor der italienischen Küste entdeckt und umgehend alle zuständigen Behörden verständigt, einschließlich der italienischen und maltesischen Küstenwache, hieß es. Ein Vergleich von Fotos der Seabird-Crew und der italienischen Küstenwache zeige „ein Holzboot mit identischer Form und Farbe, auf dem die Überlebenden ähnliche Kleidung tragen“. Darüber hinaus stimmten die Zahl der Personen an Bord und der libysche Abfahrtshafen mit den Angaben von einem von der Initiative Alarm Phone gemeldeten Fall überein.
Die Flüchtlingshilfsorganisation sieht „starke Gründe zur Annahme“, dass es sich dabei um dasselbe Boot handelt, das zwei Tage später, am 4. September, zehn Meilen vor der italienischen Insel Lampedusa sank. „Die Reaktion der italienischen Behörden erfolgte zu spät, und bis heute werden 21 Menschen vermisst“, kritisierte Sea-Watch.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres mehr als 1.300 Flüchtlinge und Migranten bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst.