Berlin (epd). In den vergangenen anderthalb Jahren haben dem Arbeitgeberverband Pflege zufolge mehr als 1.000 Pflegeeinrichtungen geschlossen, Insolvenz angemeldet, ihr Angebot eingeschränkt oder Versorgungsverträge gekündigt. Das geht aus der „Deutschlandkarte Heimsterben 2024“ hervor, die der Verband (AGVP) am Donnerstag auf seiner Internetseite veröffentlichte. Die Karte umfasst den Zeitraum vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Juli 2024 und verzeichnet bundesweit 1.097 Einträge über Heime, Tagespflege-Einrichtungen, betreutes Seniorenwohnen und ambulante Pflegedienste.
Die Versorgungskrise führe zu längeren Wartezeiten für Pflegebedürftige, die einen Heim- oder Betreuungsplatz suchten, erklärte der Verband. Betroffen seien auch die Angehörigen, die die Betreuung organisierten. Ambulante Pflegedienste reduzierten die Versorgung oder nähmen keine neuen Patienten mehr an. AGVP-Präsident Thomas Greiner forderte Strafzinsen für säumige Kostenträger und einen Rechtsanspruch auf einen Pflegeplatz. Dem Verband zufolge geraten Heimträger auch deshalb in finanzielle Schwierigkeiten, weil Kassen und Sozialhilfeträger die erbrachten Leistungen erst nach Monaten erstatten.
Die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, nannte neben den schleppenden Zahlungen den Fachkräftemangel und die hohen Kosten als Ursachen für die schlechte wirtschaftliche Lage in der Pflege. Die Politik müsse handeln: „Wir brauchen sofortige Hilfen und Anpassungen in der Pflegefinanzierung, damit nicht noch mehr Pflegeeinrichtungen schließen müssen“, forderte Loheide.
Dem Branchendienst „pflegemarkt.com“ zufolge gab es Anfang 2023 knapp 11.700 Pflegeheime und rund 17.100 ambulante Pflegedienste sowie 6.500 Tagespflege-Einrichtungen. Vier Fünftel der rund fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden von Angehörigen versorgt, teils mithilfe von Pflegediensten.