München (epd). Die Münchner Polizei hat am Donnerstagmorgen nahe dem israelischen Generalkonsulat und dem NS-Dokumentationszentrum einen bewaffneten Mann niedergeschossen. Er sei seinen Schussverletzungen offenbar noch vor Ort erlegen, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Der Getötete soll gegen 9 Uhr mit einer Langwaffe im Bereich des Karolinenplatzes unterwegs gewesen sein und „eine Reihe von Schüssen“ abgegeben haben. Die Identität des Mannes und Hintergründe des Vorfalls blieben zunächst unklar.
Mit einem Großeinsatz hatte die Polizei die Gegend großräumig abgeriegelt, am Vormittag war die Lage unter Kontrolle. Über weitere Verletzte oder weitere Täter sei nichts bekannt, sagte Innenminister Herrmann.
Über die Motivlage könne derzeit nichts gesagt werden, sagte ein Polizeisprecher. Tatort und der Tag der Tat sind hochsensibel: In direkter Nähe befinden sich das NS-Dokumentationszentrum, das israelische Generalkonsulat und das Amerika-Haus. Auf den Tag genau vor 52 Jahren ereignete sich außerdem das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München. Daher sei die Polizei ohnehin besonders aufmerksam gewesen, sagte der Sprecher.
Am 5. September 1872 hatten Mitglieder einer palästinensischen Terrororganisation während der Olympischen Spiele in München elf israelische Athleten als Geiseln genommen. Alle elf Geiseln, ein Polizist und fünf Terroristen kamen in der Folge der Ereignisse ums Leben.
Innenminister Herrmann sagte, es liege auf der Hand, dass es einen Zusammenhang mit dem Tatort nahe der drei Einrichtungen geben könnte. „Das muss aber erst noch geklärt werden“, betonte er.
Die Leiterin des Generalkonsulats, Talya Lador-Fresher, dankte auf der Plattform X den Einsatzkräften. Dieses Ereignis zeige, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist. „Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.“ Das Generalkonsulat hatte am Donnerstag wegen der Gedenkfeier in Erinnerung an die Opfer des Olympia-Attentats geschlossen.