Santiago de Chile, Buenos Aires (epd). In Argentinien ist die von der ultraliberalen Regierung von Javier Milei angestrebte Privatisierung des Fußballs vorerst gestoppt. Ein Gericht suspendierte am Montag (Ortszeit) eine Verordnung, wonach in der Fußballliga auch Vereine mit der Rechtsform von Privatunternehmen zugelassen sein müssen. Der argentinische Fußballverband (AFA) war dagegen vor Gericht gegangen. Die Maßnahme sei vorübergehend außer Kraft gesetzt, bis ein endgültiges Urteil getroffen sei, erklärte das Gericht.
Der Präsident des argentinischen Fußballverbands, Claudio Tapia, verteidigte die derzeitige Rechtssituation mit dem hohen argentinischen Fußballstandard. „Wir haben ein solides Modell“, sagte er. Der Einzug privatwirtschaftlicher Fußballvereine würde das aktuelle System zerstören. Die argentinische Regierung hingegen behauptet, durch die Privatisierung die Qualität des Fußballs zu erhöhen, wie dies in Europa geschehen sei. Vor allem in der britischen Premier League spielen private Investoren eine große Rolle, die die Zahlung enormer Transfersummen für einzelne Spieler ermöglichen.
In Argentinien sind die Fußballvereine eine feste Identität der jeweiligen Stadtviertel und Städte. Die Fußballfans sind Mitglieder ihrer Vereine und wählen den jeweiligen Vorstand. Mehrere wichtige Vertreter des argentinischen Fußballs hatten sich im Vorfeld gegen eine Wahl Mileis ausgesprochen und vor seinen Reformplänen gewarnt.
Der rechtslibertäre Milei treibt seit seinem Amtsantritt im Dezember in allen Bereichen die Privatisierung voran, streicht Sozialprogramme und den Staatsapparat zusammen. Fast ein Fünftel der Bevölkerung, rund 8,6 Millionen Menschen, leben einer Studie der katholischen Universität zufolge unterhalb des Existenzminimums. Innerhalb eines Jahres stieg der Anteil der Bevölkerung in extremer Armut von 8,8 Prozent auf 19,8 Prozent.