Fürth, Nürnberg (epd). Das im Sommer 2022 eingeführte 9-Euro-Ticket hat den Autoverkehr in Deutschland nur um 4 bis 5 Prozent verringert. Da es den Bund 2,5 Milliarden Euro gekostet habe, sei es „eine teure und ineffiziente Klimaschutzmaßnahme gewesen“, sagte Sarah Necker, Leiterin des Ludwig Erhard ifo Zentrums für Soziale Marktwirtschaft in Fürth. In einer Studie haben das ifo Institut, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und die Universität Salzburg die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung untersucht.
Insgesamt seien durch das 9-Euro-Ticket fast 430.000 Personen pro Tag mehr mit dem Zug gefahren, hieß es. Die Zahl der Zugfahrten habe vor allem am Wochenende zugenommen. Bei den klassischen Pendelzeiten unter der Woche sei der Rückgang der Autofahrten jedoch gering gewesen, sagte Mario Liebensteiner, Nürnberger Professor für Volkswirtschaftslehre.
Durch die zusätzlichen Zugreisenden hätten Verspätungen um 30 Prozent zugenommen, vor allem im Regionalverkehr, wo das 9-Euro-Ticket direkt gültig war. Indirekt waren den Angaben zufolge jedoch auch Fernzüge betroffen. Nach dem Auslaufen des Tickets sei die Zahl der Zugfahrten wieder auf das Ausgangsniveau abgesunken, in der Tendenz sogar leicht darunter. Das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr war von Juni bis August 2022 gültig.
Die Autoren und Autorinnen der Studie gehen davon aus, dass das seit März 2023 gültige teurere Deutschlandticket einen ähnlichen Effekt haben dürfte. Es werde den Autoverkehr vermutlich noch weniger reduzieren, sagte Necker, auch wenn es länger verfügbar sei. Es sei davon auszugehen, dass das derzeit 49 Euro teure Deutschlandticket denjenigen zugutekomme, die schon vorher regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr genutzt hätten.
Die Studienautoren haben für ihre Untersuchung Mobilitätsdaten von GPS-Geräten, Informationen von verschiedenen Verkehrszählstellen in Deutschland sowie Zugverkehrsdaten der Deutschen Bahn kombiniert.