Hannover (epd). Nach dem islamistisch motivierten Anschlag in Solingen haben Politikerinnen der Grünen und der CDU die Bedeutung des islamischen Religionsunterrichts im Kampf gegen eine Radikalisierung betont. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Lamya Kaddor, forderte eine Ausweitung des islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. „Wir müssen dieses Angebot stärker in die Fläche bringen“, sagte Kaddor dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND, Donnerstag). Laut der CDU-Abgeordneten Serap Güler muss im Religionsunterricht der Umgang mit sozialen Medien eine wichtige Rolle einnehmen.
„Die stärkste Radikalisierung findet im Netz statt“, sagte die frühere NRW-Integrationsstaatssekretärin Güler dem RND. „Islamistische Hassprediger oder Vereine wie 'Muslim Interaktiv' oder 'Realität Islam' hetzen auf diversen Plattformen wie YouTube oder TikTok gegen unsere Art zu leben und gegen den Westen.“ Der Islam-Unterricht an deutschen Schulen unter deutscher Schulaufsicht könne eine Hilfe sein, junge Menschen besser aufzuklären. Dies gelte gerade, „wenn es darum geht, den kruden Thesen, die im Netz verbreitet werden, etwas entgegenzuhalten“. Internetagenten könnten zudem Hassprediger ins Visier nehmen und diese den Sicherheitsbehörden melden.
Die Grünen-Politikerin Kaddor sagte, der Islam-Unterricht könne eine Facette sein, wenn es um Wissenstransfer gehe. „Ziel und Zweck eines Religionsunterrichts ist es, Kinder und Jugendliche zu religiös mündigen Menschen zu erziehen.“
Am Freitag vergangener Woche hatte ein Mann bei den Feiern zum 650. Solinger Stadtjubiläum mit einem Messer drei Menschen getötet und acht verletzt. Der mutmaßliche Attentäter Issa Al H. wurde am Samstagabend festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Dem 26-jährigen Syrer werden unter anderem dreifacher Mord und die Mitgliedschaft in der islamistischen Terrororganisation IS vorgeworfen.