Kriminologe: Gute Sozialpolitik wirkt präventiv gegen Straftaten

Kriminologe: Gute Sozialpolitik wirkt präventiv gegen Straftaten

Frankfurt a.M. (epd). Laut dem Kriminologen Martin Thüne beugt eine gute Sozialpolitik auch Straftaten vor. „Die beste Kriminalpolitik ist eine gute Sozialpolitik“, sagte Thüne dem evangelischen Magazin „chrismon“ (online, Mittwoch). In der Forschung bestehe Einigkeit, dass es eher sozialpolitische Maßnahmen seien, die langfristig helfen. Diese kosteten aber auch Geld. Es sei wichtig, auf die Ursachen von Kriminalität zu blicken.

In allen Deliktsbereichen würden teils weit über 50 Prozent aller registrierten Taten von Deutschen begangen und nicht etwa von Migranten, betonte der Polizeiwissenschaftler. Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Diskussion um Zuwanderungskriminalität untrennbar mit Rassismus verbunden sei.

Denn die erste Generation von Zuwanderern sei häufig statistisch weniger auffällig als die Vergleichsgruppe in der deutschen Bevölkerung. Diese Menschen wollten erst einmal ankommen und sich ein gutes und straffreies Leben aufbauen. Allerdings sei die zweite und dritte Generation häufig überrepräsentiert in den Statistiken, was Thüne auf mangelnde Integration und Fehler in der Migrations- und Sozialpolitik zurückführt.

Zu dem Eindruck, dass Messerangriffe zunehmen, sagte Thüne: Es gebe Indizien, die darauf hindeuteten, dass es in den vergangenen drei Jahren zu einer Zunahme gekommen sei. Angriffe mit Messern würden allerdings erst seit 2020 erfasst. 2020 und 2021 hätten viele Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie gar nicht stattgefunden. Viele Delikte seien in dieser Zeit auf einen absoluten Tiefstand gesunken. „Danach sieht man nun logischerweise: Die Zahlen steigen an“, sagte Thüne.

Überhaupt seien Gewaltstraftaten seit 2007 gesunken. Wenn man lange Zeit einen Rückgang habe, kehre sich dieser Trend irgendwann wieder um. „Mein Eindruck ist, diesen Moment erleben wir gerade“, sagte er. „Aber nach allem, was wir wissen, sind wir immer noch unterhalb der Zahlen, die wir früher bei Gewaltverbrechen hatten.“