Europas Protestanten erinnern an Schicksal von Migranten

Europas Protestanten erinnern an Schicksal von Migranten

Sibiu, Hermannstadt (epd). Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat zum Auftakt ihrer 9. Vollversammlung im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) an das Schicksal von Migranten erinnert. Migration bedeute nicht nur, „wenn Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten zu uns kommen, sondern wenn sie unsere Gesellschaften und Kirchen verlassen und in anderen Ländern leben“, erklärte GEKE-Generalsekretär Mario Fischer am Dienstag in der Eröffnungspressekonferenz: „Sie bringen ihre Arbeitskraft und Kreativität dort ein und fehlen hier.“

Die GEKE vertritt rund 40 Millionen evangelische Christen. Die Vollversammlung tritt in der Regel alle sechs Jahre zusammen, zuletzt 2018 in Basel. Vertreter von nahezu 100 Kirchen wollen sich in Sibiu bis 2. September mit globalen Herausforderungen wie Migration, Minderheitenfragen, dem Ukraine-Konflikt, der Lage im Nahen Osten sowie dem interreligiösen Dialog befassen.

Überschattet wurde der Beginn der Vollversammlung vom Rückzug von neun Delegierten der Ungarischen Reformierten Kirche. Diese Situation entstand laut GEKE nach einem Antrag der Diözesen der Ungarischen Reformierten Kirche in Rumänien, die Diskussion über den Studientext „Geschlecht - Sexualität - Ehe - Familie“ von der Tagesordnung abzusetzen. Diese Arbeit war von der Generalversammlung 2018 in Basel initiiert worden. Der Antrag wurde von Rat und Präsidium zurückgewiesen.

Der Brite John Bradbury vom GEKE-Präsidium sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), durch den Rückzug der Delegierten seien die Arbeit der Vollversammlung sowie die anstehenden Abstimmungen zu einzelnen Themen nicht gefährdet. Bradbury bedauerte aber, dass durch den Rückzug wichtige Stimmen fehlen würden.

Obwohl sie nicht mehr offizielle Gastkirche dieser Vollversammlung sind, profitiere die GEKE „immer noch in vielerlei Hinsicht von ihrer Vorbereitungsarbeit und ihrer Gastfreundschaft“, hieß es weiter. Gleichzeitig wurde klargestellt, dass die Kirchen in Gemeinschaft mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa bleiben und diese sich auf eine „zukünftige gemeinsame Arbeit mit uns freuen“.

Die GEKE wurde 1973 gegründet, damals noch unter dem Namen „Leuenberger Kirchengemeinschaft“. Mit der Verabschiedung der Erklärung auf dem Leuenberg bei Basel wurde eine seit der Reformation im 16. Jahrhundert bestehende mehr als 450 Jahre währende Trennung innerhalb der evangelischen Kirchen beendet. Die GEKE-Mitgliedskirchen gewähren sich aufgrund dieses historischen Dokuments Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.