Berlin (epd). Zum Ende der Corona-Pandemie sind die Impfungen gegen das krebserregende Humane Papillomvirus (HPV) bei Mädchen um fast ein Viertel zurückgegangen. Aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Barmer-Arzneimittelreport 2024 geht hervor, dass vom Jahr 2021 auf 2022 die Impfrate um 23,5 Prozent von 98 auf 75 Impfungen je 1.000 Mädchen sank. Für den Report wurden Versichertendaten ausgewertet.
Das HP-Virus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast 100 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Die Quoten vollständig geimpfter Mädchen sind in Deutschland regional unterschiedlich und liegen zwischen rund 51 Prozent in Bayern bis zu knapp 72 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Geimpft werden die Mädchen zu gut zwei Dritteln von Kinderärztinnen und -ärzten. Der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub forderte ein Erinnerungssystem im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen für Kinder, um die HPV-Impfquoten zu erhöhen.
Die Erfolge der HPV-Impfung zeigen sich Wissenschaftlern zufolge bei 20- bis 29-jährigen Frauen daran, dass sie im Jahr 2022 die niedrigste Rate an Neuerkrankungen für Gebärmutterhalskrebs seit dem Jahr 2011 hatten. Dieser Effekt sei bei Frauen zwischen 30 und 39 Jahren, die als Kinder noch nicht geimpft werden konnten, nicht zu sehen.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt seit 2007 die Impfung für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren und seit 2018 auch für Jungen. Sie wird von den Krankenkassen bezahlt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt bis 2030 eine weltweite Impfquote bei Mädchen von 90 Prozent an. Den Krebsregisterdaten zufolge erkrankten 2020 in Deutschland 4.640 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, 1.564 starben daran.