Genf (epd). Bei den von den USA angestoßenen Verhandlungen zur Krise im Sudan ist keine Einigung auf eine Waffenruhe erzielt worden. Der US-Sondergesandte für den Sudan, Tom Perriello, kritisierte am Freitag in Genf nach zehntägigen Gesprächen das Fernbleiben der Armee. Dies habe substanziellere Fortschritte in Schlüsselfragen behindert, sagte er.
Zugleich hob der US-Sondergesandte die Wiederöffnung und den Ausbau wichtiger humanitärer Zugangswege für Millionen Menschen hervor. Es gebe zudem Zusagen, die Zivilbevölkerung besser zu schützen. Auch sei über die Umsetzung der sogenannten Erklärung von Dschidda beraten worden, in der sich die Konfliktparteien unter anderem zum Schutz der Zivilbevölkerung verpflichtet hatten.
Im Sudan war im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz eskaliert. Die Gespräche in der Schweiz waren der jüngste Versuch, die Kontrahenten zu einem Ende der Kämpfe zu bewegen.
Die Verhandlungen hatten Mitte vergangener Woche begonnen. Neben den USA beteiligten sich die Schweiz, Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen. Während die paramilitärische RSF-Miliz eine Delegation sandte, blieb die von General Abdel Fattah al-Burhan angeführte Armee dem Tagungsort fern. Allerdings standen die USA und ihre Partner in virtuellem Kontakt mit den Streitkräften.
Während der Gespräche hatte die von der Armee kontrollierte Übergangsregierung unter anderem angekündigt, den Grenzübergang Adre zwischen Tschad und dem Sudan für drei Monate für die Lieferung humanitärer Hilfe zu öffnen. Dieser ist laut den UN vor allem für die Versorgung der Menschen in der besonders vom Krieg betroffenen Region Darfur wichtig.
Der Krieg im Sudan hat eine der schlimmsten humanitären Krisen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. In dem nordostafrikanischen Land hungern nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 26 Millionen Menschen, rund die Hälfte der Bevölkerung. Etwa zehn Millionen Menschen wurden vertrieben.
Am Freitag warnten die UN zudem vor einer Ausbreitung der Cholera. Innerhalb eines Monats seien 658 Erkrankungen und 28 Todesfälle aus fünf Bundesstaaten gemeldet worden, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Das entspreche einer hohen Sterblichkeitsrate von 4,3 Prozent. Begünstigt werde die Verbreitung der Durchfallerkrankung durch Überschwemmungen sowie eine schlechte Wasser-, Hygiene- und Sanitärversorgung in Lagern für Vertriebene.
Unmittelbarer Auslöser des Krieges war der Streit über die Eingliederung der RSF in die Streitkräfte. Beide Konfliktparteien waren nach dem Sturz des autoritären Staatschefs Omar al-Baschir im Jahr 2019 Verbündete und Teil einer Übergangsregierung. Sie gingen gemeinsam gegen zivile Akteure vor, die sich für eine Demokratisierung des Landes einsetzten.
Inzwischen sind auch lokale Milizen und Regionalmächte aus dem Ausland in den Krieg involviert. Laut der Denkfabrik „Crisis Group“ wird die Armee etwa vom Nachbarland Ägypten unterstützt. Den Vereinigten Arabischen Emiraten wiederum wird vorgeworfen, Waffen an die RSF zu liefern. Die Kämpfe und Angriffe gelten als einer der Hauptgründe für das Ausmaß der Not. Hilfsorganisationen beklagen zudem immer wieder auch bürokratische Hürden.