Berlin (epd). Helferinnen und Helfer im Gaza-Streifen leisten laut dem Deutschen Roten Kreuz „Unglaubliches“ unter extrem schwierigen und gefährlichen Bedingungen. „Es gibt keine Ruhepausen für die Menschen, sie sind vollkommen erschöpft“, sagte der DRK-Leiter des Bereichs internationale Zusammenarbeit, Christof Johnen dem Deutschlandfunk. Die Beschäftigten der Rot-Kreuz-Partnerorganisation, dem palästinensischen Roten Halbmond, schafften es trotz dauerhafter Kampfhandlungen und mangelnder Ausstattung grundlegende Gesundheitsdienste anzubieten und ein Minimum an Nahrungsmittelhilfe sicherzustellen.
Dabei litten auch sie, ihre Familien, ihre Freunde unter Hunger, Vertreibung und Gewalt, betonte Johnen. Es seien bereits mehr als 20 Kolleginnen und Kollegen des palästinensischen Roten Halbmondes im Einsatz ums Leben gekommen. „Es gibt in Gaza keine Menschen der Zivilbevölkerung, die nicht betroffen sind.“ Sicherheit gebe es seit Monaten nicht. Fast jeder Bewohner des Gebietes sei mindestens einmal vertrieben worden, die Bevölkerung lebe unter prekärsten Bedingungen.
Der Rote Halbmond betreibt Johnen zufolge einen Rettungsdienst und hat Gesundheitsposten aufgebaut, wo eine Notversorgung möglich sei. „Aber natürlich reicht das vorne und hinten nicht.“
Hauptproblem sei im Gaza-Streifen jedoch im Gegensatz zu anderen Krisen nicht die fehlende Finanzierung, sagte der DRK-Experte. „Die größten Probleme für Gaza sind, dass die humanitäre Hilfe nicht in ausreichendem Maße, nicht regelmäßig nach Gaza kommen kann, dass sie in Gaza nicht sicher verteilt werden kann, weil die öffentliche Ordnung zusammengebrochen ist, weil die Kampfhandlungen es erschweren, die Hilfe zu verteilen.“
Die Helfer wollten, dass der Konflikt sofort aufhöre, „er hätte schon vor Monaten aufhören sollen“. Aber ihr Ziel und ihre Perspektive sei es, in der Situation das Möglichste zu tun, sagte Johnen.
Israel geht nach einem Angriff der radikalislamischen Hamas auf israelischem Gebiet am 7. Oktober mit massivem Bombardement, Bodentruppen und einer Blockade gegen die Hamas im Gaza-Streifen vor. Die 2,2 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser können das Gebiet nicht verlassen, müssen immer wieder fliehen und hungern, da kaum Hilfslieferungen möglich sind. Zehntausende Menschen wurden seither getötet.