Genf (epd). Anlässlich des 75. Jahrestages der Unterzeichnung der Genfer Konventionen hat die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric, zum uneingeschränkten Respekt für das humanitäre Völkerrecht aufgerufen. „In einer geteilten Welt verkörpern die Genfer Konventionen und das humanitäre Völkerrecht universelle Werte, die Leben und Würde schützen“, sagte Spoljaric am Montag in Genf.
Die an bewaffneten Konflikten beteiligten Parteien müssten ein erneuertes und tiefgreifendes Bekenntnis zu den vier Genfer Konventionen und ihren Zusatzprotokollen ablegen und sich an den Buchstaben und den Geist halten. Die Genfer Konventionen seien unerlässlich, um die schlimmsten Auswirkungen von Kriegen zu verhindern. Sie seien die grundlegenden Verträge des humanitären Völkerrechts und in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Erfolg.
Dennoch werde das humanitäre Völkerrecht 75 Jahre nach Verabschiedung der Konventionen missachtet und sogar zur Rechtfertigung von Gewalt eingesetzt. Deshalb müsse sich die Welt wieder auf diesen robusten, schützenden Rahmen für bewaffnete Konflikte besinnen. Im Jahr 1999 habe das Rote Kreuz 20 aktive Konflikte gezählt. Heute seien es mehr als 120.
Die Genfer Abkommen und ihre Zusatzprotokolle sind völkerrechtliche Verträge, die die wichtigsten Regeln zur Eindämmung der Barbarei des Krieges enthalten. Sie schützen Menschen, die nicht an den Feindseligkeiten teilnehmen wie Zivilistinnen und Zivilisten, medizinisches Personal und weitere Helfer. Sie stellen auch verwundete, kranke und schiffbrüchige Soldaten sowie Kriegsgefangene unter Schutz.
Nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges hatte die Schweiz die anderen Länder zu Verhandlungen nach Genf eingeladen, um das humanitäre Völkerrecht zu stärken. Am 11. August 1949 stimmten die Länder den vier Abkommen zu. Am 12. August unterzeichneten 48 Delegationen die Schlussakte der Konferenz, weitere Staaten signierten die Abkommen.