Nairobi, Kinshasa (epd). In der Demokratischen Republik Kongo hat ein Gericht am Freitag sechs Mitglieder einer politischen Gruppe zum Tod verurteilt. Die Angehörigen einer inoffiziellen Jugendbewegung der Regierungspartei von Präsident Félix Tshisekedi seien des versuchten Mordes und wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung schuldig gesprochen worden, berichtete die Nachrichtenplattform „Actualité.cd“. Dutzende weitere Angeklagte wurden demnach freigesprochen. Seit die Regierung im März ein Moratorium für die Todesstrafe aufgehoben hat, häufen sich die Todesurteile in dem zentralafrikanischen Land.
Die Verurteilten von Freitag hatten am 31. Juli die Residenz des ehemaligen Präsidenten Joseph Kabila mit Molotowcocktails angegriffen. In Videos vom Anschlag sei zu hören, wie sie Kabila vorwerfen, die Regierung Tshisekedis zu untergraben, berichtete "Actualité.cd”.
Am Donnerstag hatte ein Militärgericht 26 mutmaßliche Mitglieder von bewaffneten Rebellengruppen zum Tod verurteilt. Nur fünf der Angeklagten waren vor Gericht zugegen, die anderen befinden sich auf der Flucht. Unter ihnen ist Corneille Nangaa, ehemaliger Vorsitzender der Wahlkommission, sowie führende Mitglieder der M23-Rebellen, die im Osten des Landes Angst und Schrecken verbreiten und den UN zufolge von Ruanda unterstützt werden.
Anfang Juli hatte ein Militärgericht im Kongo bereits mehr als 50 Soldaten auf Grundlage unterschiedlicher Anklagepunkte zum Tod verurteilt. Bisher sind die Todesurteile nicht vollstreckt worden. Begründet wurde die Wiedereinführung der Kapitalstrafe mit der grassierenden Gewalt im Land, die unter Kontrolle gebracht werden müsse. Menschenrechtler kritisieren die Entscheidung scharf.