Berlin, Erfurt (epd). Der in Erfurt lebende deutsche Rapper und Songwriter Clueso hält den Osten für vernachlässigt. Die Ostdeutschen fühlten sich „nicht abgeholt“, sagte der 44-Jährige der „Berliner Zeitung“ (Mittwoch). Es müssten Ängste aufgearbeitet werden. Man merke, dass viele Leute wenige Optionen haben, es aber viele Probleme und Sorgen gebe.
Darin sieht er auch eine Ursache für die hohen AfD-Wahlergebnisse in Ostdeutschland. „Leute fliehen dahin oder versuchen, ein Statement zu setzen“, sagte der in Ichtershausen südlich von Erfurt aufgewachsene Clueso.
„Was wir machen können: uns auf die Kinder und Jugend konzentrieren, auf die nächste Generation - und schauen, dass Leute Berufe finden, womit sie Spaß und Relevanz haben“, sagte der Musiker. Dass Leute einen Platz in der Gesellschaft, in der Welt haben: „Menschen, die happy sind in ihrem Beruf, können meiner Erfahrung nach nicht so von Ängsten abgeholt werden.“
Clueso, bürgerlich Thomas Hübner, ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger der Gegenwart. Er ist Songwriter des offiziellen deutschen Olympia-Songs „Für immer jetzt“.
Dass er trotz seines Erfolgs weiter in Erfurt lebe, liege daran, dass die Stadt für ihn etwas Familiäres habe, „das ich irgendwie mag“, sagte Clueso. Das Musik-Business, in dem er sonst zu Hause ist, sei weit weg: „Ich genieße das. Keiner hier kann sich mein Musik-Leben richtig vorstellen. Und umgekehrt heb’ ich dann auch nicht ab. Stattdessen einfach: 'Lass zusammen baden gehen!' Alles ist ein bisschen einfacher. Das passt besser zu mir.“