Berlin (epd). Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch hat in der Debatte um das Bürgergeld dem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann vorgeworfen, mit falschen Zahlen zu operieren. Linnemanns Behauptung, mehr als 100.000 Menschen seien zur Arbeit gar nicht bereit, sei „schlicht falsch“, sagte Schuch am Montag in Berlin.
Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigten, dass nicht einmal ein Prozent der Bürgergeldbezieher als sogenannte Totalverweigerer eingestuft würden, führte Schuch aus: „Im Vergleich zu den vielen Menschen, die gerne arbeiten würden, es aber aufgrund ihrer multiplen Problemlagen nicht können, ist dies eine äußerst geringe Zahl.“
Zudem müssten fast 800.000 arbeitende Menschen ihr Gehalt mit Bürgergeld aufstocken, ergänzte der Präsident der Diakonie Deutschland. „Ihnen wäre mit besseren Löhnen geholfen.“
Insgesamt erhalten nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums 5,6 Millionen Menschen Bürgergeld, davon sind etwa 4 Millionen grundsätzlich erwerbsfähig. Die Diakonie teilte mit, von diesen 4 Millionen sei weniger als die Hälfte tatsächlich arbeitslos, andere seien in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, gingen zur Schule, pflegten Angehörige oder betreuten ihre Kinder.
Linnemann hatte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gesagt, die Statistik lege nahe, dass „eine sechsstellige Zahl von Personen grundsätzlich nicht bereit ist, eine Arbeit anzunehmen“. Er forderte, diesen Personen die Grundsicherung komplett zu streichen. Anja Piel, Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund, wies darauf hin, dass die Verfassung dies gar nicht erlaube, und warf Linnemann eine „menschenverachtende Haltung“ vor.