Berlin, Caracas (epd). In Venezuela sind am Sonntag mehr als 21 Millionen Menschen zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen gewesen. Der autokratische Amtsinhaber Nicolás Maduro bewirbt sich um eine dritte Amtszeit. In Umfragen lag jedoch Oppositionskandidat Edmundo González vorn. Die Wahlen finden in einer politisch aufgeheizten Stimmung statt.
Die Opposition prangerte vor der Abstimmung „eine brutale Welle der Repression“ an. 51 von ihr eingeladene internationale Wahlbeobachter seien entweder an der Einreise gehindert oder vorübergehend festgenommen worden. Darunter waren den Angaben zufolge auch Ex-Präsidenten aus Mexiko, Panama und Bolivien. Eine umfangreiche Wahlbeobachtermission der EU wurde von Maduro kurzfristig ausgeladen.
Ob bei einem Sieg der Opposition tatsächlich ein Regierungswechsel eingeleitet wird, ist unklar. Politische Beobachter gehen davon aus, dass Maduro die Macht nicht freiwillig aus der Hand geben wird. Er warnte bereits vor einem „Blutbad“, sollte er verlieren. Venezuela entscheide bei der Wahl „über Krieg und Frieden“, sagte das Staatsoberhaupt.
Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Während der Amtszeit von Maduro ist die Wirtschaft in dem erdölreichen Land um rund 80 Prozent eingebrochen. Laut offiziellen Angaben verließen rund acht Millionen Venezolaner und damit ein Viertel der Bevölkerung wegen der schlechten ökonomischen und humanitären Lage ihr Heimatland. Von den im Ausland lebenden Venezolanern konnten sich laut offiziellen Angaben nur rund 69.000 für die Wahl registrieren.
Die zunächst aussichtsreiche Oppositionsführerin María Corina Machado wurde von der Wahl ausgeschlossen. Die Justiz belegte sie wegen angeblicher finanzieller Ungereimtheiten während ihrer Abgeordnetenzeit mit einem 15-jährigen Ämterverbot. Für sie trat der 74 Jahre alte frühere Botschafter González als Ersatzkandidat an. Er versprach, bei einem Wahlsieg den Wechsel einzuleiten, „ohne jemanden auszuschließen“.