Herrnhuter Siedlungen zum Welterbe gekürt

Herrnhuter Siedlungen zum Welterbe gekürt
Deutschland hat künftig 53 Welterbestätten. Am Freitag bekamen die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen den Titel verliehen. Die Entscheidung über das Residenzensemble Schwerin wird für Samstag erwartet.

Herrnhut, Neu-Delhi (epd). Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine sind zum Weltkulturerbe ernannt worden. Gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sind die Bauwerke der evangelischen Glaubensgemeinschaft in Ostsachsen jetzt Teil des Menschheitserbes, wie das Unesco-Welterbekomitee am Freitag in Neu-Delhi entschied. Die neu geschaffene transnationale Welterbestätte umfasst zudem Siedlungen der Brüdergemeine im US-amerikanischen Bethlehem in Pennsylvania und im nordirischen Gracehill.

Die Siedlungen der Herrnhuter wurden an allen Orten nach denselben Grundsätzen barock und rechtwinklig geplant. Im einheitlichen Städtebau und der schlichten Architektur spiegeln sich die Ideale der Religionsgemeinschaft und ihre gemeinschaftsorientierte Lebensweise wider.

Mit der Entscheidung vom Freitag stehen 53 Stätten in Deutschland auf der Welterbeliste, weltweit sind es mehr als 1.100. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, nannte es ein „starkes Zeichen“, dass sich vier Staaten gemeinsam für die Auszeichnung der Herrnhuter Siedlungen eingesetzt hatten.

Nominiert für die Aufnahme in die Liste wurden für die laufende Sitzung des Welterbekomitees in Indien knapp 30 Stätten. Für Deutschland wurde neben den Herrnhuter Siedlungen das Residenzensemble Schwerin für die Welterbeliste vorgeschlagen. Die Entscheidung darüber wird für Samstag erwartet.

Sachsen ist auf der Welterbeliste neben der Herrnhuter Brüdergemeine mit den beiden länderübergreifenden Stätten Montanregion Erzgebirge und dem Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau vertreten. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte anlässlich der Aufnahme der Herrnhuter Brüdergemeine, das Gefühl, Teil des kulturellen Erbes der Menschheit zu sein, mache die Verantwortung, dieses zu bewahren, zu einer wahren Freude. Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) sieht mit der Ernennung Herrnhuts neue Möglichkeiten für das Werben um Besucher für die Oberlausitz und das Bundesland.

Stammsitz der 1722 gegründeten evangelischen Freikirche ist die Stadt Herrnhut im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Bekannt ist sie unter anderem durch den Herrnhuter Weihnachtsstern. Weltweit entstanden mehr als 30 Siedlungen durch die Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine.

Gegründet wurde Herrnhut von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) bot ihnen auf seinem Landbesitz Asyl. Dort gründeten sie die Herrnhuter Brüdergemeine, eine bis heute existierende evangelische Freikirche.