Nürnberg (epd). Alleinstehende geflüchtete Frauen ohne Kinder haben die besten Chancen, in Deutschland arbeiten zu gehen. Diese Frauen hätten die höchste Wahrscheinlichkeit der Erwerbsbeteiligung, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mit. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage unter Geflüchteten.
Danach lebten im Jahr 2021 76 Prozent der zwischen Anfang 2013 bis Mitte 2019 nach Deutschland geflohenen Frauen mit Partner und Kindern im Haushalt. Geflüchtete Männer lebten zu 38 Prozent mit Frau und Kindern im Haushalt. 22 Prozent der geflüchteten Frauen gaben an, alleinerziehend zu sein. Bei den geflüchteten Männern waren es 9 Prozent.
„Geflüchtete Frauen leben also wesentlich öfter als Männer in Haushaltskonstellationen mit Betreuungspflichten und Sorgeverantwortung“, erklärte die Leiterin des Forschungsbereichs Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung am IAB, Yuliya Kosyakova .
13 Prozent der befragten Frauen lebten 2021 ohne Partner und Kind in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu werden, bezifferte das IAB mit 11 Prozentpunkten in dieser Gruppe höher ein als bei Frauen, die mit Partner und Kindern in einem Haushalt leben.
22 Prozent der Frauen, die mit Partner und Kindern seit sechs Jahren oder länger in Deutschland lebten, gingen einer Arbeit nach. Bei den Männern mit Partnerin und Kindern waren es 63 Prozent. Bei den Geflüchteten, die allein und ohne Kinder seit mindestens sechs Jahren in Deutschland leben, arbeiteten den Angaben nach 43 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer.
IAB-Forscherin Franziska Schreyer empfahl auch wegen des Bedarfs an Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt, geflüchtete Frauen stärker zu fördern, etwa durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Hilfen bei der Anerkennung mitgebrachter Qualifikationen.
Die sogenannte IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten führt das IAB jährlich seit 2016 mit dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) durch. Die Gesamtstichprobe umfasst bis zum Befragungsjahr 2021 den Angaben zufolge rund 10.500 erwachsene Personen.