Osnabrück, Mannheim (epd). Nicht einmal jeder zweite Deutsche fühlt sich von der deutschen Politik respektvoll behandelt. Das geht nach einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Sonntag/online) aus einer repräsentativen Umfrage des German Internet Panels der Universität Mannheim hervor. Demnach wünschen sich fast alle der insgesamt 3.683 Befragten (96 Prozent), dass Politiker ihnen Respekt entgegenbringen. Dagegen gaben nur 47 Prozent der Befragten an, sich tatsächlich respektvoll von ihnen behandelt zu fühlen.
In der Politik bestehe ein „Würdedefizit“, sagte Oliver Spalt, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre in Mannheim, der Zeitung. Der Mannheimer Politikwissenschaftler Richard Traunmüller ergänzte, die Zahlen erklärten die hohen Zustimmungswerte für die AfD. Das Hauptergebnis der Umfrage sei, „dass eine größere Würde-Lücke extremere politische Positionen und fehlendes Vertrauen in den Staat wahrscheinlicher macht.“
Die Ergebnissen zeigten, dass viele der angewandten Strategien gegen die AfD womöglich das Gegenteil bewirkten, sagte Traunmüller weiter. „Weite Teile der Bevölkerung pauschal als abgehängte Verlierer, rechtsextreme Rassisten oder verschwörungstheoretische Dummköpfe abzustempeln, dürfte Gefühle der Abwertung und des mangelnden Respektes noch verstärken.“ Auch politische Floskeln wie „Wir müssen unsere Politik besser erklären“ könnten das Gefühl verstärken, nicht als mündige Wähler betrachtet zu werden.