"Auf mich kommt es an"

"Auf mich kommt es an"
Staatsspitze erinnert an gescheitertes Hitler-Attentat vor 80 Jahren
Der 20. Juli 1944 sticht in mehrfacher Hinsicht aus der Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus heraus. Dass aus dem gescheiterten Hitler-Attentat Lehren für heute abzuleiten sind, wurde bei einem Gedenken zum 80. Jahrestag betont.

Berlin (epd). An das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 ist mit einer Gedenkveranstaltung im Berliner Bendlerblock erinnert worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief am Samstag in seiner Rede zum 80. Jahrestag des Umsturzversuchs die Verantwortung jedes Einzelnen für die Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ins Gedächtnis. Spitzenvertreter des Staates wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (beide SPD) legten Kränze an der Stelle nieder, an der Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) und drei seiner Mitverschwörer in der Nacht zum 21. Juli 1944 erschossen worden waren.

Am 20. Juli 1944 hatte eine Widerstandsgruppe um Stauffenberg versucht, Hitler im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen zu töten. Das Attentat misslang. Vier Anführer wurden noch am selben Tag in Berlin hingerichtet. In der Folgezeit wurden mehr als 200 Mitglieder des Netzwerkes umgebracht oder in den Tod getrieben.

Der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung 20. Juli 1944, Robert von Steinau-Steinrück, erinnerte bei der Feierstunde daran, dass sich die Bundesrepublik nach 1949 lange schwergetan habe mit den Männern und Frauen des 20. Juli. Witwen hätten keine Renten erhalten, Nachkommen seien als Kinder von Verrätern stigmatisiert worden. Bis diese den richtigen Platz in der Geschichte hätten einnehmen können, sei es ein langer Weg gewesen.

Bundeskanzler Scholz rückte in seiner Rede die Verantwortung jedes Einzelnen auch in der heutigen Zeit in den Blick: Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ließen das Grundgesetz „Tag für Tag wirksam werden“. Vom 20. Juli 1944 und vom deutschen Widerstand bleibe die Erkenntnis, „dass wir gerade nicht vor der Geschichte resignieren“ müssten.

Vergangenes könne nicht geändert werden: „Doch in ihrem Werden ist die Geschichte in unserer Hand“, unterstrich der Kanzler. Und weiter: „In der Gegenwart - in jeder Gegenwart - kommt es auf den Beitrag jedes und jeder Einzelnen an.“ Diese Überzeugung - „Auf mich kommt es an“ - habe die Mitglieder des Widerstands gegen Hitler, aber auch die Protagonisten etwa der Ereignisse von 1953 oder 1989 verbunden.

Heutzutage müssten Bürgerinnen und Bürger „keine lebensgefährlichen Heldentaten“ vollbringen. „Und dennoch muss uns allen klar sein: Unsere Demokratie ist auf unseren unermüdlichen Einsatz angewiesen, auf den Einsatz jeder und jedes einzelnen“, mahnte Scholz.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nannte die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 ein Vorbild auch für die heute. Diese hätten Anstand, Kraft und den Mut aufgebracht, sich dem Nationalsozialismus entgegenzustellen. Auch hier und jetzt gehe es darum, die Demokratie gegen Bedrohungen von innen und außen zu verteidigen.

Der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, erinnerte in einer Erklärung daran, „wie klein die Zahl derer war, die sich von Anbeginn an oder zum Ende hin der Ideologie des Antisemitismus und des Völkermordes verweigert haben“.