Umsatz bei fairem Handel trotz Krisen gestiegen

Umsatz bei fairem Handel trotz Krisen gestiegen
Trotz gestiegener Preise kaufen Menschen weiterhin fair gehandelte Produkte. Die Bundesregierung müsse jedoch mehr für den weltweiten Schutz der Menschenrechten bei der Produktion tun, fordert das Forum Fairer Handel.

Berlin (epd). Der Handel mit fairen Produkten ist in Deutschland trotz zurückhaltenden Konsumverhaltens und Inflation nicht eingebrochen. Der Gesamtumsatz sei im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro gestiegen, sagte der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, Matthias Fiedler, am Mittwoch in Berlin. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Inflation von 6,3 Prozent entspreche dies einem leichten Umsatzplus. In den vergangenen zehn Jahren stieg der Umsatz demnach um 70 Prozent.

Die Absätze wichtiger Produkte wie Kaffee seien allerdings leicht gesunken. Im vergangenen Jahr betrug der Rückgang bei Kaffee demnach drei Prozent. Der Absatz von Schokolade stieg dagegen um 9,5 Prozent. Die Verbraucher hätten pro Kopf durchschnittlich knapp 28 Euro für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte ausgegeben, sagte Fiedler weiter.

Der größte Anteil am Gesamtumsatz im vergangenen Jahr entfiel mit knapp 40 Prozent auf Kaffee, gefolgt von Südfrüchten mit rund zehn Prozent, anderen Lebensmitteln mit knapp zehn Prozent und Textilien mit 9,5 Prozent. Der Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee sank leicht auf 5,5 Prozent.

Die Klimakrise führt laut dem Forum Fairer Handel immer häufiger zur Verknappung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Preissteigerungen. Die Forums-Vorstandsvorsitzende Andrea Fütterer beklagte, derzeit befinde sich der globale Kakaomarkt infolge schlechter Ernten in den wichtigsten Anbauländern im „Ausnahmezustand“. Durch Monokulturen, Pilzkrankheiten, zu viel oder zu wenig Regen habe sich das Angebot auf dem Weltmarkt verringert. Gleichzeitig seien die Preise an der Kakaobörse stark gestiegen.

Die Kakaobauern profitierten davon in herkömmlichen Handelsstrukturen nicht oder zu wenig, während die Verbraucher höhere Preise zahlen müssten, hieß es. Fiedler mahnte, solange Konzerne sich durch ihre Verhandlungsmacht in den Lieferketten ihre Margen weiter sichern könnten, „zahlen am Ende sowohl Produzenten als auch Verbraucher die Zeche für eine Landwirtschaft, die nicht zukunftsfähig ist“.

Das Forum warnte weiter vor eine Abschwächung des deutschen Lieferkettengesetzes. Zudem forderte Fütterer, die Bundesregierung müsse das EU-Lieferkettengesetz schnell und ambitioniert umsetzen. Im Zusammenhang mit Debatten um darin vorgesehene Berichtspflichten kritisierte Geschäftsführer Fiedler, der Schutz der Menschenrechte würde fälschlich Bürokratie genannt.

Fütterer sagte weiter, aufgrund jahrelanger Dumping-Preise hätten etwa Kakaobauern nicht in einen an den Klimawandel angepassten Anbau auf ihren Plantagen investieren können. Die daraus resultierenden Ernteausfälle gefährdeten nun deren Existenz. Für das Überleben vieler Kleinbauern komme es neben der Zahlung existenzsichernder Preise darauf an, konsequent Klimagerechtigkeit herzustellen. Mehr denn je bräuchten sie bei klimabedingten Schäden schnelle Hilfe, hieß es unter Hinweis auf den bei der Weltklimakonferenz 2023 beschlossenen Fonds für Schäden und Verluste.