Braunschweig (epd). Forschern der Technischen Universität Braunschweig ist es gelungen, aus fossilen Mückenlarven aus dem Tagebau Schöningen bei Helmstedt auf Klimaentwicklungen vor 300.000 Jahren zu schließen. Demnach waren damals auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens die Sommer heißer und die Winter kälter, wie die TU Braunschweig am Freitag mitteilte. Dagegen seien die Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten wegen des größeren ozeanischen Einflusses auf das Klima heute weniger ausgeprägt.
Auch über lange Klima-Epochen seien erhebliche Schwankungen nachgewiesen worden, hieß es. Während kalter Steppe-Phasen seien die Temperaturen im Schnitt 0,5 Grad niedriger als heute gewesen, während gemäßigter Wald-Phasen dagegen bis zu 2 Grad höher als heute.
Ein besseres Verständnis der Warmzeitperioden des Mittelpleistozäns (781.000 bis 127.000 Jahre vor heute) ist den Angaben zufolge auch vor dem Hintergrund des Klimawandels von Bedeutung. Diese Zeiträume könnten als Vergleichsgrundlage für die natürlichen Klimaschwankungen der gegenwärtigen nacheiszeitlichen Warmzeit (Holozän) dienen und so wertvolle Erkenntnisse über die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung liefern.
Für ihre Studie untersuchten Wissenschaftler vom Institut für Geosysteme und Bioindikation konservierte Zuckmückenlarven aus den Sedimenten eines ehemaligen Sees. Deren Stoffwechsel, Ernährung und Fortpflanzung würden maßgeblich durch die Wassertemperatur gesteuert, sagte Doktorandin Sonja Rigterink. So lasse sich die vergangene Temperaturentwicklung rekonstruieren.