Wien (epd). Jüdinnen und Juden in der EU sind einer Umfrage zufolge zunehmend Diskriminierung und Hassverbrechen ausgesetzt. 80 Prozent der Befragten waren der Auffassung, dass Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat, wie die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) am Donnerstag in Wien mitteilte.
In der Umfrage gaben 90 Prozent der Befragten an, im Jahr 2022 online Antisemitismus erlebt zu haben. 56 Prozent berichteten von antisemitischen Vorfällen im öffentlichen Raum, 37 Prozent wurden belästigt, oft auch mehrfach. Antisemitische Übergriffe fanden meist auf Straßen, in Parks oder Geschäften statt.
Die Sicherheitsbedenken in der jüdischen Gemeinschaft sind laut der Umfrage groß: 53 Prozent sorgten sich demnach um ihre eigene Sicherheit, 60 Prozent um die ihrer Familie. 75 Prozent fühlten sich für die Handlungen der israelischen Regierung verantwortlich gemacht. 76 Prozent verbergen laut den Angaben ihre jüdische Identität gelegentlich und 34 Prozent meiden jüdische Veranstaltungen oder Stätten, weil sie sich nicht sicher fühlen. 16 Prozent haben ihre Nutzung bestimmter Plattformen und Internetseiten eingeschränkt.
Die Befragung wurde vor dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem eskalierenden Konflikt im Gazastreifen durchgeführt. Der Bericht der EU-Agentur beinhaltet aber auch aktuelle Informationen von zwölf jüdischen Organisationen. Demnach haben antisemitische Vorfälle seit Oktober 2023 stark zugenommen, einige Organisationen gaben eine Vervierfachung der Vorfälle seither an.
Fast 8.000 Jüdinnen und Juden über 16 Jahren nahmen laut FRA von Januar bis Juni 2023 an der Online-Umfrage teil. Es ist die dritte Umfrage dieser Art nach 2013 und 2018. Befragt wurden Jüdinnen und Juden in Deutschland, Österreich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Ungarn, Italien, Niederlande, Polen, Rumänien, Spanien und Schweden. In diesen Ländern leben laut Bericht etwa 96 Prozent der jüdischen Bevölkerung in der EU.