Triest (epd). Papst Franziskus hat sich politisch tief besorgt gezeigt. Es sei offensichtlich, „dass es um die Demokratie in der heutigen Welt nicht gut bestellt ist“, sagte der Papst am Sonntagmorgen während eines Kurzbesuchs in Triest. In der norditalienischen Stadt nahm er am Abschluss der 50. „Katholischen Sozialwochen“ teil, die von der italienischen Bischofskonferenz organisiert werden.
Franziskus äußerte sich vor allem über eine steigende Zahl von Nichtwählern in Sorge. Man müsse „die Voraussetzungen dafür schaffen, dass jeder sich äußern und beteiligen kann“, sagte Franziskus im Kongresszentrum der Hafenstadt vor den etwa 1200 Teilnehmern der Tagung. Partizipation könne nicht improvisiert werden, man lerne sie von klein auf. „Sie muss trainiert werden, und das schließt auch einen kritischen Sinn gegenüber ideologischen und populistischen Verlockungen mit ein.“ Franziskus kritisierte außerdem, bestimmte Formen des Wohlfahrtsstaates erkennten die Würde der Menschen nicht an und seien „soziale Heuchelei“. Gleichgültigkeit nannte er „ein Krebsgeschwür der Demokratie“.
Während seines Besuchs in Triest traf der Papst auch Menschen mit Behinderungen sowie Migranten. Die Stadt im Norden Italiens liegt an der Grenze zu Slowenien und Kroatien und am Ende der so genannten Balkanroute. Über diese kommen jährlich Tausende Menschen nach Europa. 2023 waren es nach Angaben der Kirche 15.000, davon 20 Prozent unbegleitete Minderjährige. Am Mittag feierte Franziskus auf der zentralen Piazza Unità d’Italia eine Messe unter freiem Himmel, bevor er wieder nach Rom zurückreiste.
Triest ist bereits die vierte italienische Stadt, die Papst Franziskus in diesem Jahr besucht hat. Im April war der 87-Jährige zur Biennale nach Venedig gereist, im Mai nach Verona und im Juni ins süditalienische Borgo Egnazia, wo er im Rahmen des diesjährigen G7-Gipfels unter italienischer Präsidentschaft an einer Diskussion über Künstliche Intelligenz teilgenommen hat. Anfang September plant Franziskus eine längere Auslandsreise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Ende September will er Belgien und Luxemburg besuchen. Im Oktober steht der Abschluss der Weltsynode in Rom auf dem Programm.