Flugreisen treiben CO2-Fußabdruck bei Reichen in die Höhe

Flugreisen treiben CO2-Fußabdruck bei Reichen in die Höhe
Je mehr Einkommen ein Mensch in Deutschland hat, umso stärker schadet er dem Klima. Das ist die zentrale Erkenntnis einer Studie, die auch Gegenmaßnahmen auflistet, etwa ein Verbot von Kurzstreckenflügen und eine Tierwohlabgabe.
03.07.2024
epd
Von Susanne Rochholz (epd)

Berlin (epd). Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt die Vermutung: Menschen mit hohem Einkommen leben insgesamt klimaschädlicher als Menschen mit niedrigem Einkommen. Allerdings gibt es große Unterschiede je nach Lebensbereich, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten DIW-Untersuchung, über die zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet hatte. Vor allem Flugreisen verschlechtern bei Gutverdienern der Studie zufolge die Bilanz massiv.

Jeder in Deutschland lebende Mensch verursacht laut DIW in den Bereichen Wohnen, Ernährung und Verkehr im Schnitt jährlich 6,5 Tonnen Treibhausgase, zu denen die Studie neben Kohlendioxid (CO2) zum Beispiel Lachgas und Methan zählt. Die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen sind mit ihrem Lebensstil pro Person für 10,1 Tonnen dieser Gase, auch CO2-Äquivalente genannt, verantwortlich. Das sei fast doppelt so viel wie die 5,6 Tonnen pro Kopf und Jahr, die die zehn Prozent mit den niedrigsten Einkommen im Durchschnitt verursachten.

Um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, dürfte jeder Mensch nur drei Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verursachen. „Ob arm oder reich: Unser CO2-Fußabdruck ist auf jeden Fall zu groß“, machte Studien-Mitautorin Merve Kücük deutlich.

Im täglichen Leben, zum Beispiel bei den Themen Wohnen und Ernährung, verursachen Gutverdienende demnach einen vergleichsweise geringen Ausstoß von Treibhausgasen. Obwohl sie meist in größeren Häusern oder Wohnungen lebten, stießen die einkommensreichsten zehn Prozent 2,7 Tonnen CO2-Äquivalente für Heizung, Warmwasser und Strom aus, weil sie häufiger in energieeffizienteren Gebäuden wohnten. Das sei etwas weniger als die ärmsten Haushalte mit 3,1 Tonnen. Auch bei Essen und Getränken stehen die Spitzenverdiener mit 1,6 Tonnen laut der Studie geringfügig günstiger da als Geringverdiener-Haushalte.

Alles in allem unterscheiden sich die Emissionen in den Bereichen Wohnen und Ernährung aber nicht grundlegend. Gewaltige Unterschiede tun sich aber bei der Mobilität auf. Hierbei verursache das ärmste Zehntel 0,8 Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr, das reichste Zehntel mit 5,8 Tonnen mehr als das Siebenfache.

Ursache dafür ist der Studie zufolge, dass Spitzenverdiener viel mehr Flugreisen unternehmen. Vor allem Transatlantikflüge führten zu einem sehr großen CO2-Fußabdruck. „Eine einzige Langstreckenflugreise führt zu mehr Emissionen pro Kopf als Wohnen und Ernährung in einem ganzen Jahr zusammen“, erklärte Studien-Coautorin Sandra Bohmann. Andere Faktoren, die sich negativ auf den Ausstoß von Treibhausgasen auswirken, sind der Fleischkonsum und die Zahl der Personen in einem Haushalt sowie die Pro-Kopf-Wohnfläche.

Die Studie empfiehlt als Gegenmaßnahmen ein Verbot von Inlandsflügen, wenn das Ziel in maximal zweieinhalb Stunden auch mit der Bahn erreichbar ist. Gebäude mit dem höchsten Energieverbrauch sollten vordringlich gedämmt, die Schritte sozial ausgeglichen werden. Auch eine Tierwohlabgabe und eine vereinfachte Möglichkeit, Wohnungen zu tauschen, listet die Studie auf.

Die Analysen basieren den Angaben zufolge auf unveröffentlichten Vorabdaten der Befragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2023.