Frankfurt a.M. (epd). Im Prozess um die mutmaßliche Verschwörung im „Reichsbürger“-Milieu hat sich erstmals der Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII. Prinz Reuß geäußert. Der 72-Jährige trug am Freitag vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main in dunkelblauer Anzugsjacke zwei Stunden lang seinen Lebenslauf vor. Dabei versagte ihm immer wieder die Stimme. Was ihm in der Sache vorgeworfen werden, könne er nicht bestätigen, sagte er.
„Wie mir eine Nähe zum NS-Regime angedichtet wird, bleibt mir ein Rätsel. Ich habe damit nichts zu tun“, sagte Prinz Reuß. Mit nur einem Satz nahm er zur Sache und zum Glauben der Verschwörer Bezug: Es habe sich herausgestellt, dass „die Erdallianz“ ein „trojanisches Pferd“ sei, die nichts veranlasst habe. Damit spielte er auf die Annahme der Verschwörer an, ein ihnen gewogener Bund auswärtiger Mächte würde die Demokratie in Deutschland beseitigen.
Die Familie Reuß floh nach den Worten des Prinz' 1945 von ihren Besitzungen in Thüringen nach Hessen, wo verwandtschaftliche Beziehungen zum Fürstenhaus von Ysenburg und Büdingen bestanden. Er wuchs vornehmlich in Büdingen auf. Der Krieg sei in seiner Kindheit zwar gegenwärtig gewesen, aber verdrängt worden.
Reuß schilderte einen verschlungenen Lebenslauf, bei dem er Schwierigkeiten und Mühen herausstellte. Nach einer harten Kindheit und Jugend habe er als Ingenieur und Betriebswirt verschiedenste Geschäfte verfolgt und versucht, nach dem Zweiten Weltkrieg in Thüringen enteignete Besitzungen wiederzuerlangen. Bei einer der mehreren Unterbrechungen seines Vortrags erklärte er: „Mein Zustand ist angegriffen.“
Die Bundesanwaltschaft wirft Prinz Reuß und weiteren 25 mutmaßlichen Mitverschwörern die Mitgliedschaft in beziehungsweise die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung sowie die Vorbereitung eines „hochverräterischen Unternehmens“ vor. Unter dem Eindruck von Verschwörungstheorien sollen sie einen Staatsstreich geplant haben, bei dem unter anderem der Bundestag in Berlin mit Waffengewalt gestürmt und Abgeordnete gefangen genommen werden sollten. Die Gruppe war bei einer Razzia im „Reichsbürger“-Milieu im Dezember 2022 aufgeflogen.