Ataman: "Menschen werden offener ausgegrenzt"

Ataman: "Menschen werden offener ausgegrenzt"

Dresden (epd). Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, beklagt eine offenbar weiter sinkende Hemmschwelle gegenüber Diskriminierungen. „Menschen werden offener und direkter ausgegrenzt und schlecht behandelt“, sagte Ataman dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Die Politik dürfe sie damit nicht allein lassen.

„Antimuslimischer Rassismus wird nach wie vor unterschätzt“, sagte Ataman. Daran habe auch der grausame Mord an Marwa El-Sherbini vor Gericht vor 15 Jahren nicht viel geändert. „Dass Muslime oft als Problem dargestellt werden, schafft einen Nährboden für Generalverdacht, Ablehnung und Hass“, sagte die Bundesbeauftragte. Muslime bekämen das täglich zu spüren. Viele würden diskriminiert, beleidigt und im schlimmsten Fall körperlich angegriffen.

In Dresden wird in diesen Tagen an die Ägypterin El-Sherbini erinnert, die 2009 Opfer von islamfeindlichem Hass wurde. Zum 15. Todestag sind mehrere Veranstaltungen geplant. Für Montag hat das sächsische Justizministerium zu einem Gedenken im Landgericht Dresden eingeladen. Dort war die Muslimin El-Sherbini am 1. Juli 2009 vor den Augen ihrer Familie von einem Angeklagten niedergestochen worden.

Der Täter soll die 31-jährige Pharmakologin aus islam- und ausländerfeindlichen Motiven heraus getötet haben. Er hatte sie zuvor auf einem Dresdner Spielplatz beleidigt. Nach einer Anzeige bei der Polizei kam es zur Gerichtsverhandlung.

„Der dramatische Anstieg antimuslimischer Übergriffe macht mir große Sorgen“, sagte Ataman, „die Hemmschwelle für Diskriminierung scheint zu sinken.“ Es brauche eine politische Gesamtstrategie gegen antimuslimischen Rassismus.

Das Problem betreffe viele Bereiche, etwa die Bildung, den öffentlichen Raum, soziale Medien, politische Debatten und vieles mehr. „Und wir brauchen dringend einen besseren Schutz von religiösen Minderheiten durch eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes“, sagte Ataman. Das betreffe Jüdinnen und Juden ebenso wie Musliminnen und Muslime.

Marwa El-Sherbini war eines der ersten Todesopfer des antimuslimischen Rassismus im wiedervereinten Deutschland. Ihr Mörder wurde im November 2009 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In Dresden wird jedes Jahr am Todestag an die Muslimin erinnert.