Freiburg (epd). Das Ehegattensplitting manifestiert nach Meinung der Soziologin Jutta Allmendinger die wirtschaftliche Ungleichheit von Männern und Frauen in Deutschland. Die steuerliche Regelung führe zu einer systematischen Schlechterstellung von Frauen, sagte Allmendinger der Zeitschrift „Herder Korrespondenz“ (Juli-Ausgabe). Das Ehegattensplitting müsse reformiert werden.
Das Ehegattensplitting unterstütze weder Kinder, noch bekämpfe es Armut. „Es subventioniert die Ehe bei großen Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen“, sagte Allmendinger. „Ich würde nicht darüber reden, wenn 50 Prozent der Frauen ihre Männer finanzieren und umgekehrt auch 50 Prozent der Männer ihre Frauen“, fügte sie hinzu.
Das Modell schaffe innerhäusliche Argumentationslinien, wonach sich die Frau um das Kind kümmern solle, anstatt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, sagte Allmendinger. Bleibe die Ehefrau teilweise oder ganz zu Hause, könnten nach diesem Modell Steuern und Geld für eine außerhäusliche Betreuung gespart werden.
Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung sagte, das Geld solle in den Familien bleiben, aber es müsse zielgerichtet eingesetzt werden. „Zum einen sollte das Geld den Kindern zugutekommen und zum anderen insbesondere bedürftigen Familien und Kindern, damit unterschiedliche Ausgangschancen zumindest etwas ausgeglichen werden.“
Allmendinger ist seit 2021 auch Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften.