Frankfurt a.M. (epd). Zum kommenden Schuljahr startet das Startchancen-Pogramm von Bund und Ländern an zunächst rund 2.000 Schulen in benachteiligten Stadtteilen. Ziel ist es, mehr Chancengerechtigkeit zu erreichen. Innerhalb von zehn Jahren sollen dazu 20 Milliarden Euro fließen. Das sei ein guter Ansatz, sagte Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dennoch sieht sie die Pläne auch kritisch.
„Es ist gelungen, dass ein Teil der Gelder nach Sozialindex verteilt wird. Der zeigt die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft einer einzigen Schule. Das ist im Vergleich zur Vergangenheit und der Mittelvergabe nach dem 'Königsteiner Schlüssel' ein echter Durchbruch“, sagte die Gewerkschafterin. Die Auswahlkriterien für die insgesamt 4.000 Schulen haben die Länder selbstständig festgelegt und dabei mindestens die Benachteiligungen durch „Armut“ und „Migration“ berücksichtigt.
Das Programm sei ein Schritt nach vorne, aber „es ist grundsätzlich zu klein angelegt“, urteilte die Gewerkschafterin. Es würden viel zu geringe Finanzmittel bereitgestellt. Zudem sei der Anteil der Gelder, die bedarfsgerecht an die Schulen verteilt werden, viel zu niedrig. „Es erreicht nur rund zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler - gut 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind jedoch arm beziehungsweise armutsgefährdet.“
Wie groß die Wirkung mit Blick auf mehr Förderung benachteiligter Schulen und mehr Chancengleichheit sein werde, lasse sich im Moment noch nicht seriös abschätzen. Aber: „Ungleiches muss ungleich behandelt werden, jetzt werden Schulen in schwierigen sozialen Lagen sowie arme Kinder und Familien besonders gefördert“, betonte die Expertin.
„Aber es bedarf guter Konzepte bei der Umsetzung. Von den Ländern erwarten wir, dass sie die Schulen und Schulleitungen bei der Administration des Programms, der Schulentwicklung, der pädagogischen Umsetzung und durch Fortbildung sowie mit zeitlichen Ressourcen unterstützen“, sagte Bensinger-Stolze. Das sei wichtig, damit nicht immer wieder Schulen allein aufgrund fehlender Zeit und Kompetenzen am Procedere scheiterten.
Den Weg der Bundesregierung, die Länder in der Schulpolitik gezielt zu unterstützen, hält sie für richtig. Die soziale Schere geht auch an den Schulen immer weiter auseinander. Das Startchancen-Programm könne nur ein Einstieg in eine dauerhafte, solide Finanzierung benachteiligter Schulen, der Schulen insgesamt sein. „Wir werden darauf achten, dass das Programm nach diesem Zeitraum wissenschaftlich evaluiert wird“, sagte die Vorständin.