Berlin (epd). Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sieht bei Künstlern und Kulturschaffenden eine Mitschuld am Erstarken rechtsextremer Einstellungen in der Gesellschaft. „Die Entpolitisierung des Kulturbereiches“ habe es den Rechtsextremen leicht gemacht, immer stärker zu werden, erklärte Zimmermann in dem am Freitag in Berlin veröffentlichten „Kulturpolitischen Wochenreport“ seines Verbandes: „Der Kulturbereich zieht sich viel zu oft in Nischen der Selbstbeschäftigung zurück.“
Viele im Kulturbereich hätten, wie große Teile der Wirtschaftselite auch, die Verantwortung für gesellschaftliche Fehlentwicklungen „zu einer Verantwortung des Einzelnen abgeschichtet“, schreibt Zimmermann weiter. Als Beispiele nannte er etwa den Klimawandel, die Überforderung am Arbeitsplatz oder die Angst vor Fremden im eigenen Wohnumfeld wegen mangelnder Integrationsmaßnahmen.
Zimmermann betonte, die Individualisierung gesellschaftlicher Herausforderungen führe zwangsläufig zu einer Überforderung der Menschen und „zu politischen Gegenbewegungen wie dem Wählen von Rechtsextremen“. Diese würden als die vermeintlich Einzigen angesehen, „die dieser Überforderung durch Kampf gegen das Establishment entgegentreten“.
Zimmermann kritisierte, viele Kulturorte würden nicht als offene Diskursräume genutzt, „wo die notwendigen gesellschaftspolitischen Debatten breit geführt würden“. Trotz allen Geredes von der Kultur für alle seien die meisten Kulturorte „Tempel für Hochgebildete“: „Viele dieser Orte erreichen die Breite der Bevölkerung nur unzureichend.“