Genf (epd). Der Lutherische Weltbund (LWB) hofft mit Blick auf zwei kirchenhistorisch bedeutende Jubiläen im Herbst 2024 und im Sommer 2025 auf Fortschritte in der Ökumene. Zum Abschluss der LWB-Ratstagung in Chavannes-de-Bogis nahe Genf äußerte der Dachverband von knapp 78 Millionen Christinnen und Christen am Mittwoch die Hoffnung auf einen weiteren kontinuierlichen Dialog der Kirchen. Im Oktober vor 25 Jahren hatten Katholiken und Lutheraner ein viel beachtetes Ökumene-Papier verabschiedet. Das Konzil von Nizäa im Jahr 325 hatte wiederum das Ziel, die Kircheneinheit zu wahren.
Am 31. Oktober 1999 unterzeichneten Vertreter von Vatikan und Lutherischem Weltbund in Augsburg die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“. Der Streit um die biblische Lehre von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott hatte am Ende des Mittelalters die Christen in Europa gespalten. Zwar ist die Erklärung nach wie vor umstritten, Befürworter werten sie aber als Meilenstein der Ökumene. Praktische Auswirkungen, etwa bei Abendmahl und Eucharistie, gibt es hingegen bislang nicht.
Für das kommende Jahr 2025 planen die weltweiten Kirchen zahlreiche Aktivitäten zur 1.700-Jahr-Feier des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325. Das Konzil war eine Zusammenkunft von Bischöfen in Nizäa, dem heutigen Iznik in der Türkei. Es gilt als der erste Versuch, durch eine Versammlung von Vertretern der gesamten Christenheit Konsens in der Kirche zu erzielen.
Der Jahrestag der Erklärung zur Rechtfertigungslehre im Oktober könne zu einem „Fest der Hoffnung“ für die Kirchen aller Partner des historischen Abkommens weltweit werden, hatte Pater Augustinus Sander vom vatikanischen Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen auf der LWB-Tagung erklärt. Methodisten, Anglikaner und Reformierte hatten sich der Erklärung später angeschlossen. Sie bekräftigten damit einen differenzierten Konsens über das Verständnis der Rechtfertigung allein durch den Glauben, einen der zentralen theologischen Konflikte der Reformation.
Die LWB-Ratstagung in der Schweiz fand vom 13. bis 18. Juni statt. Sie stand unter dem biblischen Motto „Reich an Hoffnung“ (Römer 15,13). Es war die erste Volltagung des LWB-Rats seit der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Krakau im September vergangenen Jahres. Der Bund wurde 1947 gegründet und zählt heute 149 Mitgliedskirchen in 99 Ländern weltweit. Er engagiert sich im Dialog zwischen den Mitgliedskirchen ebenso wie in der Ökumene, in der humanitären Hilfe und der diakonischen Arbeit.