Die letzten Jesuiten verlassen das Bonner Aloisiuskolleg

Die letzten Jesuiten verlassen das Bonner Aloisiuskolleg

Bonn (epd). Der Jesuitenorden zieht zum Schuljahresende seine letzten beiden Ordensbrüder aus seinem Bonner Aloisiuskolleg ab. Am 4. Juli endet somit die über 100-jährige Leitungspräsenz des Ordens an dem Gymnasium, wie der Orden dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Neben dem noch amtierenden Rektor Pater Martin Löwenstein wird auch ein weiterer Jesuit am Ende seiner Ausbildung die Schule im Bonner Stadtteil Bad Godesberg verlassen.

Noch ist der Orden Träger. Finanzielle Unterstützung kommt vom Land NRW, dem Erzbistum Köln und durch Elternbeiträge. Anstelle der Jesuiten als oberste Schulträgerinstanz soll eine unabhängige Stiftung treten, die der Orden ins Leben gerufen hat, hieß es. Die Immobilien wird der Orden weiter zur Verfügung stellen, der in Deutschland dann noch Träger des Berliner Canisius Kollegs und des Kollegs St. Blasien im Schwarzwald sein wird.

Das 1921 gegründete Bonner Aloisiuskolleg genoss über Jahrzehnte den Ruf einer Eliteschule. Prominente aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche und Kunst gehören zu den ehemaligen Schülern: etwa der aktuelle deutsche Botschafter in Moskau Alexander Graf Lambsdorff, Jazztrompeter Till Brönner oder der Fernsehproduzent Stefan Raab.

Ab 2010 richteten sich jedoch Vorwürfe sexueller Übergriffe sowie der Anwendung von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aus den 1950er bis 2000er Jahren gegen Ordensmitglieder und Mitarbeiter. Orden und Schule legten 2011 und 2013 Aufklärungsberichte unabhängiger Kommissionen vor. Der Betroffenenverein „Eckiger Tisch“ sorgte sich über den Verbleib und den Umgang mit Akten und fordert eine unabhängige Untersuchung durch staatliche Stellen.