Schwerin, Berlin (epd). Nach dem mutmaßlich rassistischen Angriff auf zwei Mädchen aus Ghana in Grevesmühlen haben sich Politiker bestürzt gezeigt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) teilte auf dem Kurnachrichtenportal X (vormals Twitter) am Sonntagnachmittag mit: „Kinder rassistisch zu beschimpfen und brutal zu attackieren, zeugt von dumpfem Hass und unfassbarer Unmenschlichkeit. Meine Gedanken und Solidarität gelten den Kindern und ihren Familien.“ Auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD) sowie die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt (Grüne), verurteilten die Tat.
Am Freitagabend sind laut Polizei zwei Mädchen (acht und zehn Jahre alt) aus Ghana in Grevesmühlen (Landkreis Nordwestmecklenburg) von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen worden. Die Mädchen waren gegen 19.30 Uhr am Ploggenseering unterwegs, als sie auf etwa 20 Heranwachsende trafen, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Eins der Mädchen und ihr Vater wurden leicht verletzt und wurden mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.
Dem jüngeren Mädchen sei unter anderem ins Gesicht getreten worden. Als die Eltern der Kinder hinzukamen, soll die Auseinandersetzung weitergegangen sein. Von der Gruppe hätten bis zu acht Personen agiert, hieß es weiter. Als die Polizei eintraf, soll eine Person die Familie im Weggehen noch fremdenfeindlich beleidigt haben. Die Polizei kündigte an, ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung einzuleiten.
Schwesig schrieb auf X am Samstagabend: „Ich bin entsetzt über den brutalen Angriff von Jugendlichen auf zwei ghanaische Mädchen in Grevesmühlen.“ „Das verletzte Mädchen ist 8 Jahre - so jung wie meine Tochter. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass & Hetze unsere Gesellschaft vergiften und Gewalt unsere Kinder bedroht.“ Diese Tat müsse rasch Konsequenzen nach sich ziehen, forderte sie.
Auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt (Grüne), verurteilte die Beleidigungen und Attacken scharf. „Bodenlose Hetze und enthemmte Gewalt gegen Kinder sind niederster Menschenhass“, sagte die Politikerin dem Berliner „Tagesspiegel“ am Sonntag.
Göring-Eckardt forderte Konsequenzen aus dem Vorfall: „Es braucht einen Aufstand der Anständigen“, sagte sie. Rassismus sei in Deutschland nie weg gewesen, sondern habe sich in der Gesellschaft eingenistet. „Rassisten trauen sich heutzutage wieder, lauter und hemmungsloser zu hetzen. Dem muss eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft und ein wehrhafter Rechtsstaat konsequent und mit voller Härte Einhalt gebieten“, forderte Göring-Eckardt.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), ergänzte im „Tagesspiegel“, dass diese „abscheuliche Gewalttat gegen Kinder“ nicht nur ein Zeichen von Rassismus sei, sondern für eine zunehmende Verrohung in unserer Gesellschaft stehe.