"Vatikan-Vorschläge setzen ökumenische Zeichen"

Papst versteckt unter Sultane
Alessandra Tarantino/AP/dpa
Ein Windstoß weht den Umhang hoch von Papst Franziskus während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan. (Archivbild)
Neue Rolle des Papstes?
"Vatikan-Vorschläge setzen ökumenische Zeichen"
Nach der Veröffentlichung des Studiendokuments zur Vormachtstellung des Papstes gegenüber anderen Kirchenoberhäuptern mit dem Titel "Der Bischof von Rom" durch den Vatikan hat evangelisch.de bei den oberen Kirchenvertreter nachgefragt, was dieses Dokument für die Zukunft beider Kirchen bedeutet.

Auf die Anfrage der evangelisch.de-Redaktion hinsichtlich der Bedeutung des beschriebenen neuen Verständnis des Papstprimats und der Vorschläge der "Neuformulierung" der Lehren des Ersten Vatikanischen Konzils sowie der Berechtigung des Papstes, ein konfessionsübergreifendes Konzil einzuberufen, antwortet ein Pressesprecher der Evangelische Kirche Deutschlands wie folgt:
 
"Grundsätzlich ist es begrüßen, dass sich der Vatikan mit dem Gedanken auseinandersetzt, das Amt des Bischofs von Rom in stärker ökumenisch verbindender Weise zu denken. Voraussetzung aus evangelischer Sicht wäre aber ein grundsätzlicher Wandel im Verständnis des römischen Bischofsamtes, der in dem Studiendokument intendiert ist."

Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdeburg) hebt in seiner Pressemitteilung hervor, dass die Unterscheidung zwischen der patriarchalen und primatialen Rolle des Bischofs von Rom ein wichtiges Instrument für ein Weiterkommen auf dem ökumenischen Weg sein wird. Konkret schlägt er für die Zukunft regelmäßige Treffen der Patriarchen und Kirchenleitungen ("conciliar fellowship") vor. Auf diese Weise, so heißt es in der Mitteilung, würde die Synodalität zwischen den Kirchen gestärkt und ein sichtbares ökumenisches Zeichen gesetzt. Folgende weitere Punkte fasst die Erklärung zusammen:

"1. Der Zusammenhang von Synodalität ad intra, also innerhalb der 
katholischen Kirche, und Synodalität ad extra, also im Verhältnis zwischen 
den christlichen Kirchen, wird betont. Synodalität in der katholischen 
Kirche muss auf allen Ebenen noch besser entwickelt werden – besonders 
hinsichtlich des Prinzips der Subsidiarität ?, um in dem Bemühen um ein 
synodales Zusammenwirken der Kirchen glaubwürdig zu sein und  weiterzukommen. Das schließt auch eine Stärkung der Bischofskonferenzen ein.

2. Im Blick auf die Lehre des Ersten Vatikanischen Konzils über den Jurisdiktionsprimat wird eine Relecture ("re-wording") gefordert, das heißt eine aktualisierende Interpretation und Neuformulierung unter Berücksichtigung der historischen Umstände und der Weiterentwicklung der Lehre insbesondere durch das Zweite Vatikanische Konzil."

Weiter heißt es in der Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz, welche der Redaktion vorliegt: "Aus dem Dokument ergeben sich eine Reihe von Arbeitsaufträgen an die katholische Kirche und Theologie. Für den weiteren Weg wird es genauso wichtig sein, wie die anderen Kirchen darauf reagieren. Ich sehe in dem Dokument eine hilfreiche und verdienstvolle Arbeitshilfe sowie einen wichtigen Impuls für den ökumenischen Dialog und hoffe auf eine breite 
Rezeption."