Theologe Jürgen Moltmann in Tübingen beigesetzt

Theologe Jürgen Moltmann in Tübingen beigesetzt

Tübingen (epd). In einem Trauergottesdienst in der Tübinger Stiftskirche haben am Freitag rund 300 Menschen Abschied von dem evangelischen Theologen Jürgen Moltmann genommen. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde er auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt. Der Theologieprofessor war am 3. Juni im Alter von 98 Jahren gestorben.

Moltmann gilt als einer der bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Seine 1964 erschienene „Theologie der Hoffnung“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und hat Theologen weltweit geprägt. Weitere bekannte Werke sind „Der gekreuzigte Gott“ (1972) und „Kirche in der Kraft des Geistes“ (1975).

„Wir verlieren einen weltweit renommierten, inspirierten und inspirierenden Theologen, der die Theologie des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat“, sagte der Theologe Gerhard Marcel Martin (Marburg). Moltmann habe zu Lebzeiten schriftlich vermerkt, dass er „keinen Trauergottesdienst, sondern eine Auferweckungsfeier“ wolle, sagte Martin, der bei Moltmann promoviert hatte. Deshalb wurden beim Gottesdienst fröhliche Choräle wie „Lobe den Herren“ und „Auf, auf mein Herz mit Freuden“ gesungen.

Die Bildungsdezernentin der württembergischen Landeskirche und Freundin der Familie Moltmann, Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami, sagte in ihrer Predigt, Moltmann habe „sein Leben von der einen Hand Gottes in die andere Hand Gottes gegeben.“ Er habe seinen Tod „wie einen Geburtstag zum neuen Leben in Gottes Reich erwartet.“

An der Feier nahmen neben Angehörigen und Vertretern der Theologie auch der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sowie der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl teil.

Moltmann wurde am 8. April 1926 in Hamburg geboren. Seine theologischen Studien hatte er in englischer Kriegsgefangenschaft begonnen. Von 1953 bis 1957 arbeitete er in Bremen als Pastor, danach wurde er Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und anschließend an der Universität Bonn.

Von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte Moltmann Systematische Theologie und Sozialethik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er war mit der feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel verheiratet, die 2016 starb.