Recht auf Schuldnerberatung gefordert

Recht auf Schuldnerberatung gefordert

Berlin (epd). Fachleute dringen auf ein bundesweites Recht auf eine kostenfreie Schuldnerberatung. Dieser Anspruch müsse bei der Umsetzung der bereits seit 2023 geltenden EU-Verbraucherkreditrichtlinie in deutsches Recht berücksichtigt werden, forderte die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände am Mittwoch in Berlin. Sie stellte die Ergebnisse einer Umfrage bei rund 1.400 gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen vor, die deutlich mehr Ratsuchende registrieren.

Besonders im Fokus stehen die sogenannten „Buy now, Pay later“-Angebote beim Online-Shopping. Sie spielten eine immer größere Rolle bei Verschuldungen, berichtete Roman Schlag, Referent für Schuldnerberatung beim Caritasverband im Bistum Aachen und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände. In der Arbeitsgemeinschaft haben sich die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.

Schlag forderte striktere Transparenzregeln. „Es gibt deutlich mehr undurchsichtige Kauf- und Finanzierungsangebote, bei denen die Kunden gar nicht merken, dass sie einen Kreditvertrag abschließen“, kritisierte er. Bei einer großen Zahl solcher Klein- und Ratenzahlungen verlören die Käuferinnen und Käufer schnell den Überblick. Wenn dann im Haushalt wenig Geld vorhanden ist, sei das oft der Einstieg in die Schuldenfalle.

Die im April 2024 abgeschlossene Umfrage belege diesen Trend, sagte Schlag. 65 Prozent der teilnehmenden Beratungsstellen gaben an, dass Probleme im Zusammenhang mit „Buy now, Pay later“-Angeboten im Vergleich zum Frühsommer 2023 zugenommen hätten.

Wiebke Rockhoff, Referentin für Armutsbekämpfung, Allgemeine Sozialarbeit und Schuldnerberatung bei der Diakonie Deutschland, sagte, bei der Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie müsse für mehr Transparenz bei den Onlinekäufen gesorgt werden. Informationen der Händler zu Zinsen und Gebühren müssten verbindlich vorgeschrieben werden. „Die Grenzen zwischen Kauf und Ratenfinanzierung verschwimmen“, warnte sie.