Bundespräsident verurteilt "grausamen Terrorakt von Mannheim"

Bundespräsident verurteilt "grausamen Terrorakt von Mannheim"
Schweigeminute im Gedenken an den im Einsatz getöteten Polizisten
Eine Schweigeminute und Blumen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gedachte in Mannheim dem Polizisten, der bei einem Messerangriff getötet wurde. An der Gedenkveranstaltung mit 2.000 Menschen nahmen auch Angehörige teil.
07.06.2024
epd
Von Christine Süß-Demuth (epd)

Mannheim (epd). Als 50 Streifenpolizistinnen und -polizisten am Freitag um 11.15 Uhr den Marktplatz in Mannheim betreten, applaudieren die etwa 2.000 anwesenden Menschen. Teils mit Blumen in den Händen sind sie zu einer Gedenkveranstaltung für den bei einem Messerangriff getöteten Polizist Rouven Laur gekommen. Der Beamte war am vergangenen Freitag von einem afghanischen Mann attackiert und schwer verletzt worden. Er erlag am Sonntag seinen Verletzungen.

Auf dem Marktplatz in Mannheim wird es ganz still, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit den Eltern und der Schwester des getöteten Polizisten den Platz betritt und Blumen niederlegt. Bei dem zehnminütigen, schweigenden Gedenken sind auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Innenminister Thomas Strobl (CDU), Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) und Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor Ort.

Um genau 11.34 Uhr, der Uhrzeit des Angriffs, ertönt ein einzelner Glockenschlag. Die Polizistinnen und Polizisten nehmen ihre Mützen für die Schweigeminute ab, die Angehörigen kämpfen mit den Tränen. Sie blicken auf ein Meer von Blumen, Kerzen, Karten und Fotos des Getöteten.

Zwei rote Herz-Luftballons wehen im Wind. Plakate rufen zur Versöhnung und Mitmenschlichkeit auf. Auf einem anderen schreibt eine Gruppe, die sich „Integrationskurs mit vielen Muslimen“ nennt: „Ein Moslem kann kein Terrorist sein. Ein Terrorist kann kein Moslem sein.“

Als „grausamen Terrorakt von Mannheim“ bezeichnet Bundespräsident Steinmeier später die Messerattacke vor Journalisten im Polizeipräsidium Mannheim. Der „blutige Terrorakt“, bei dem ein 25-jähriger Afghane mehrere Menschen angegriffen hatte, habe einen „offenbar politischem, mutmaßlich islamistischem Hintergrund“.

„Die Tat darf uns nicht lähmen. Wir müssen zusammenstehen und gemeinsam Gewalt, Menschenfeindlichkeit und Extremismus entgegentreten“, fordert der Bundespräsident. Es sei Aufgabe des demokratischen Staates, das Gewaltverbot in der politischen Debatte durchzusetzen. Aufgabe aller sei es, der Verrohung der Umgangsformen entgegenzutreten.

„Wir schulden der Polizei Respekt und Wertschätzung“, sagte Steinmeier weiter. Polizistinnen und Polizisten schützten jeden Tag die Freiheit der Menschen. Er dankte ihnen für ihr „mutiges und entschlossenes Handeln“. Sein Dank ging auch an den Passanten, der geholfen hatte, den Angreifer niederzuringen.

Auch in anderen Städten Baden-Württembergs und darüber hinaus hätten Zehntausende mit einer Schweigeminute des „mutigen Polizisten“ gedacht. Dieser habe bei seinem „Einsatz für Recht und Freiheit sein Leben verloren“, so Steinmeier.

Der mutmaßliche Täter, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt, hatte mehrere Menschen am Stand der islamkritischen Bürgerbewegung „Pax Europa“ auf dem Mannheimer Marktplatz mit einem Messer angegriffen. Der 29-jährige Polizeibeamte Laur wollte eingreifen und erlitt mehrere Stiche im Kopfbereich. Daraufhin stoppte ein anderer Polizist den Angreifer mit einem Pistolenschuss.

Abseits des Marktplatzes und des Medienrummels versammelten sich am Nachmittag zahlreiche Polizistinnen und Polizisten vor dem Schloss Mannheim. Dort ließen sie in Erinnerung an ihren Kollegen weiße Luftballons in den Himmel steigen.