Berlin (epd). Vor dem Hintergrund der erneut gestiegenen Zahl der Opfer häuslicher Gewalt hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für mutmaßliche Täter ausgesprochen. In Österreich gelte, dass, wer das Verbot bekommt, sich einer bestimmten Frau zu nähern oder die Wohnung zu betreten, solch ein Training absolvieren müsse, sagte Faeser am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen zu häuslicher Gewalt in Berlin. Sie plädierte dafür, die Kontaktverbote auch in den deutschen Regelungen entsprechend zu ergänzen und äußerte sich zuversichtlich, dass eine Änderung des Gewaltschutzgesetzes noch in dieser Wahlperiode gelingen könne.
Die Gewaltspirale müsse gestoppt werden, sagte Faeser. Entscheidend sei, dass Täter ihr aggressives Verhalten beendeten oder veränderten. Die überwiegende Mehrzahl der Tatverdächtigen bei häuslicher Gewalt, insbesondere bei Partnerschaftsgewalt, sind der Statistik des Bundeskriminalamts zufolge Männer.
Faeser sagte, es werde für einen besseren Schutz von Frauen auch über Fußfesseln beraten. Wenn die Täter damit überwacht würden, könne die Polizei im Ernstfall schneller einschreiten und erneute Gewalt gegen Frauen verhindern. Dieses Thema ist Faeser zufolge aber voraussichtlich nicht schnell umsetzbar, weil nicht in allen Bundesländern die benötigten Vorrichtungen für Fußfesseln vorhanden sind.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte, die Bundesregierung plane darüber hinaus ein Gewalthilfegesetz, das Frauen verlässlich Zugang zu Beratung und Hilfen verschaffen soll. Sie sprach sich für einen Rechtsanspruch darauf aus. Zudem soll der Bund sich dauerhaft an den Kosten etwa für Frauenhäuser beteiligen. Über ein entsprechendes Gesetz gibt es Gespräche mit den Ländern.