München (epd). In den Hochwassergebieten im Süden und Osten Bayerns sind derzeit auch zahlreiche Notfallseelsorger im Einsatz. Sie stünden an den extra eingerichteten Betreuungsstellen für vom Hochwasser betroffene Menschen bereit, sagte der evangelische Pfarrer Dirk Wollenweber am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wollenweber ist Beauftragter für Notfallseelsorge in der bayerischen Landeskirche und auch bundesweit erster Ansprechpartner innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die Lage sei dramatisch, immer noch müssten Menschen evakuiert oder aus ihren Häusern gerettet werden, sagte Wollenweber. Die Notfallseelsorger begleiteten unter anderem die Polizei, um mitzuhelfen, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie ihre Häuser verlassen müssten. Auch wenn Rettungskräfte nach belastenden Ereignissen Redebedarf hätten, seien extra geschulte Einsatzkräfte für ihre Kameraden da, erklärte der Pfarrer. Bei Rettungsaktionen im Landkreis Pfaffenhofen kam ein Feuerwehrmann ums Leben, ein weiterer wurde im Landkreis Günzburg vermisst.
Die eigentliche Arbeit der Mitglieder der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), zu denen auch kirchliche Notfallseelsorger gehören, beginne aber erst nach dem Hochwasser, sagte Wollenweber. „Wenn das Wasser weg ist und die Menschen vor dem Chaos stehen, das die Flut hinterlassen hat.“ Die PSNV-Teams hörten den Menschen zu oder bestärkten sie, Hilfe von Freunden oder Verwandten anzunehmen. „Ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind, ohne sich ihnen aufzudrängen. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind da, wenn die Menschen sprechen wollen oder von den Eindrücken der Katastrophe übermannt werden.“
In Bayern gibt es rund 300 hauptamtliche und ehrenamtliche evangelische Notfallseelsorger, die eng mit den Kriseninterventionsteams der Hilfsorganisationen zusammenarbeiten. Die Psychosoziale Notfallversorgung gibt es in jedem Landkreis im Freistaat.